Sorge um Kobalt-Knappheit: Apple will Nachschub langfristig sichern

Der iPhone-Konzern verhandelt einem Bericht zufolge direkt mit Minenbetreibern, um langjährige Lieferabkommen zu schließen. Der Boom bei Elektromobilität hat die Befürchtung ausgelöst, der für die Akku-Produktion wichtige Rohstoff könne knapp werden.

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Kinderarbeit fürs Smartphone: Amnesty-Bericht zu Kobaltminen im Kongo

Rohstoffe im Kongo werden teils auch von Kindern abgebaut.

(Bild: Amnesty International)

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Von
  • Leo Becker

Um die Versorgung mit Kobalt für mehrere Jahre sicherzustellen, verhandelt Apple direkt mit Minenunternehmen: Der Konzern wolle Lieferabkommen über mehrere Tausend metrische Tonnen des wichtigen Rohstoffes pro Jahr schließen – für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Erste direkte Verhandlungen zwischen Apple und Minenunternehmen haben angeblich schon im vergangenen Jahr begonnen. Das Unternehmen habe die Beschaffung von Kobalt bislang den Zulieferern überlassen, die auch die Akkus für iPhone und iPad fertigen.

Der erwartete Boom bei Elektromobilität hat die Nachfrage des für die Akku-Produktion erforderlichen Rohstoffes bereits stark steigen lassen und habe in der Branche die Sorge ausgelöst, es könne zu einer Knappheit kommen: Deshalb müsse Apple bei einem möglichen Vertragsabschluss inzwischen mit Autokonzernen konkurrieren, die ebenfalls versuchen, langfristige Lieferabkommen zu schließen – der Preis für Kobalt habe sich in den vergangenen anderthalb Jahren bereits verdreifacht.

Apple könnte den Rohstoff künftig nicht nur für iPhones und andere kleine Mobilgeräte benötigen, sondern möglicherweise auch für Fahrzeuge. Seit längerem werden dem Konzern Ambitionen nachgesagt, in die Autoherstellung einzusteigen. Apple testet bereits eine Software für autonomes Fahren auf kalifornischen Straßen. Derzeit wird rund ein Viertel der globalen Kobalt-Produktion für Smartphones verwendet, erklärt die Finanznachrichtenagentur.

Der Kobaltabbau gilt als problematisch: Rund 60 Prozent stammen aus mitunter kleinen Minen im Kongo, wo das Metall unter schlechten Arbeitsbedingungen – und teils mit Kinderarbeit – gefördert wird. Vor einem Jahr hatte Apple den Ankauf von Kobalt aus kleinen Minen, die auf Handarbeit setzen, vorübergehend gestoppt, um die Lieferkette zu zu prüfen.

Die Menschenrechtler des Enough Project hatten Apple zuletzt als “klar führend” bei der Vermeidung von Konfliktmaterialien bezeichnet. Fast zeitgleich warf Amnesty International großen Unternehmen – darunter auch Apple – Ende vergangenen Jahres vor, ihren Sorgfaltspflichten beim Bezug von Mineralien aus dem Kongo noch nicht ausreichend nachzukommen.

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(lbe)