iCloud in China: Apple speichert auch Schlüssel lokal

Chinesische Behörden dürften es nach dem Umzug von Apple-Userdaten ins Land deutlich leichter haben, an Informationen zu gelangen. Menschenrechtler warnen.

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Apple in China

Polizist vor einem Apple-Laden in China.

(Bild: dpa, Diego Azubel/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
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Der Umzug von iCloud-Daten chinesischer Nutzer auf Server in ihrem Land, den Apple im Januar angekündigt hatte, betrifft auch die für den Zugriff benötigten Schlüssel. In der iCloud gespeicherte E-Mails. Textnachrichten, Fotos und weitere Daten werden dann für die chinesischen Behörden leichter zugreifbar, da diese kein Gerichtsverfahren in den USA mehr anstrengen müssen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Menschenrechtsexperten fürchten, dass dies die Verfolgung von Dissidenten erleichtert. Der Journalist und Aktivist Jing Zhao alias Michael Anti sagte, es könnten dadurch größere Gefahren drohen als vor zehn Jahren im Zusammenhang mit dem US-Internet-Portal Yahoo, das sich ebenfalls entschloss, mit Peking zu kooperieren.

Apple selbst betonte in einem Statement gegenüber Reuters, man müsse sich an die chinesischen Gesetze halten. Diese besagten, dass Cloud-Dienste für chinesische Kunden von chinesischen Firmen angeboten werden müssen und die Daten in China gespeichert werden.

Die "Werte" des Unternehmens änderten sich in den verschiedenen Teilen der Erde nicht, man unterliege aber lokalen Gesetzen. Man habe sich dafür eingesetzt, die iCloud nicht unter die neuen chinesischen Gesetze fallen zu lassen, so Apple gegenüber Reuters weiter. "Wir waren letztlich aber nicht erfolgreich." China ist für Apple ein enorm wichtiger Markt.

Lokaler Speicheranbieter in China für die iCloud ist künftig die Firma Guizhou-Cloud Big Data Industry Co. Ltd. (GCBD), die von der Provinzregierung in Guizhou gegründet wurde und dieser auch noch gehört. Apple investiert laut eigenen Angaben eine Milliarde US-Dollar in ein Rechenzentrum, das GCBD betreibt.

Nutzer werden darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Unternehmen für die Speicherung zuständig ist. Im Zusammenhang mit der Umstellung hatte der iPhone-Hersteller betont, man werde "keine Hintertüren" in die iCloud einbauen. Die lokal gespeicherten Schlüssel machen selbige aber unter Umständen gar nicht notwendig.

Apple legt in der iCloud unter anderem Gerätebackups an, die unverschlüsselte iMessage-Nachrichten enthalten. Entsprechend sollten datenschutzbewusste Menschen die Backup-Funktion in iCloud abschalten und lieber lokale verschlüsselte Sicherungen vornehmen.

Während ein Polizeibehörden vorliegendes iPhone mit aktivem Passcode und aktueller iOS-Version quasi nicht zu knacken ist, können Behörden über diesen Weg an wichtige Informationen gelangen. Apple verlangt hierfür eine richterliche Anordnung. In China kommen Polizeibehörden an solche jedoch vergleichsweise leicht, Menschenrechtlern zufolge gibt es zudem kein unabhängiges System, das diese überprüft.

Die in China gespeicherten Schlüssel betreffen nur die iCloud-Daten chinesischer Nutzer. Peking kann also von Apple nicht direkt verlangen, Daten in anderen Ländern freizugeben. Allerdings gab es anfangs E-Mails von Apple an Nutzer im Ausland, dass auch deren Daten migriert würden. Diese erwiesen sich im Nachhinein aber als fehlerhaft. Betroffen seien nur chinesische Nutzer in China. (bsc)