Die jungen Wilden: Googles Summer of Code

Bei Googles Summer of Code haben Studierende die Gelegenheit, an verschiedenen Open-Source-Projekten mitzuarbeiten. Was alles dahinter steckt, erklärt Patrick Diehl, Organisator und Mentor beim Programm, in einem Interview.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Die jungen Wilden: Googles Summer of Code
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Björn Bohn
Inhaltsverzeichnis

In der heise-Developer-Serie "Die jungen Wilden" interviewen wir in regelmäßigen Abständen junge Entwickler. Heute geht es allerdings um Googles Summer of Code. Deshalb haben wir einen Mentor und Organisator zum Ablauf des Projekts befragt.

heise Developer: Hallo Patrick! Stell dich doch bitte vor.

Patrick Diehl: Ich bin Patrick und Postdoktorand an der Ecole de Polytechnique in Montreal. Dort forsche ich an der Modellierung und Simulation von Rissen und Brüchen in Faserverbundwerkstoffen. Für meine Simulationen verwende ich die C++ Standard Library for Parallelism and Concurrency HPX. Die Bibliothek entwickelt die STE||AR group, eine Open-Source-Organisation. Dort bin ich als Mentor und Organisator für den Google Summer of Code aktiv.

heise Developer: Wie hast du zum ersten Mal vom Summer of Code erfahren?

Diehl: Durch meine Aktivität bei der STE||AR group habe ich zum ersten Mal davon gehört. Im Sommer 2016 fragte man mich, ob ich als Mentor ein Projekt betreuen könnte. Da mir die Beteiligung von Studenten an Projekten und ihre Förderung wichtig sind, habe ich zugesagt. Im Sommer 2017 habe ich die Organisation von Thomas Heller, der die Teilnahme der STE||AR group am Google Summer of Code initiiert hat, übernommen. Dieses Jahr bin ich mit John Biddiscombe wieder als Organisator aktiv und unsere Bewerbung wurde erneut akzeptiert.

heise Developer: Sprechen wir zunächst über deine Arbeit als Mentor. Was genau sind deine Aufgaben?

Diehl: Als Mentor begleitet man einen Studenten während des Sommers bei der Bearbeitung eines Open-Source-Projekts. Der Student arbeitet an seinem Lösungsvorschlag für ein von der Organisation vorgeschlagenes Projekt. Dies können beispielsweise ein neues Feature oder die Behebung eines Bugs sein. Ich persönlich habe während der Projektlaufzeit eine wöchentliche Besprechung mit meinem Studenten. Wir sprechen über den Projektverlauf und falls Meilensteine nicht zu schaffen sind, erarbeiten wir gemeinsam eine Lösung. Eventuelle Probleme, zum Beispiel bei der Implementierung, werden nicht nur mit dem Mentor besprochen, sondern zusätzlich mit der Community über die Mailingliste oder den IRC-Kanal diskutiert.

heise Developer: Gibt es Dinge, die dir allgemein bei Studierenden auffallen, mit denen du zusammenarbeitest?

Diehl: Ja, fast alle Studenten, die bei uns in der Organisation aktiv waren, sind Studenten der Informatik oder ähnlicher Studiengänge. Zwar muss beim Summer of Code programmiert werden, aber ich würde es wünschenswert finden, wenn Studenten anderer Studiengänge teilnehmen. Die Diversität bei den Open-Source-Organisationen ist groß und es gibt viele Projekte, die auch für Nicht-Informatikstudenten interessant sein können. Außerdem finde ich es toll, dass die Studenten aus allen Teilen der Welt kommen und alle hoch motiviert sind, sich in der Community einzubringen. Mehrere Studenten, die mit unserer Community in den letzten Jahren im Rahmen von Google Summer of Code gearbeitet haben, sind immer noch aktiv.

Organisator und Mentor Patrick Diehl

heise Developer: Hast du besondere Tipps und Tricks für junge Entwickler?

Diehl: Als junger Entwickler muss man Erfahrung sammeln. Neben der Theorie ist auch die Programmierpraxis wichtig. Die Praxis kann man in kleinen eigenen Projekten gewinnen, aber für die Berufslaufbahn ist die Entwicklung und Kommunikation im Team entscheidend. Die Teamarbeit wird im Studium oder in der Ausbildung an kleinen Projekten trainiert, aber in einem Open-Source-Projekt besteht die Chance, dies in größeren Projekten zu erleben. Deswegen würde ich jedem jungen Entwickler raten, die Chance zu nutzen, an einem Open-Source-Projekt mitzuarbeiten.

heise Developer: Warum sollte ich mich als junger Mensch für Open-Source-Projekte begeistern?

Diehl: Es ist eine wundervolle Möglichkeit, um einen Einblick in die Softwareentwicklung im Team zu erhalten. Zum Beispiel erlernt man verteile Entwicklung von Software, den Umgang mit Versionsverwaltung wie git sowie die Kommunikation und Absprache mit anderen Entwicklern. Zusätzlich lernt man viel, wenn man seinen Quellcode von erfahrenen Entwicklern konstruktiv kritisiert bekommt und diesen verbessern kann. Letztendlich ist es ein cooles Gefühl, nicht nur Quellcode für sich selbst, sondern für viele Anwender zu programmieren.

Als zusätzliche Motivation gibt es beim Google Summer of Code gemäß dem Motto "flip bits, not burgers" ein Stipendium von 6000 US-Dollar in Deutschland, was eine gute Chance sein kann, um sein Studium zu finanzieren.