"OK Kuchen": Googles Sprachassistent reagiert nicht nur aufs Signalwort

Eigentlich sollte Googles Sprachassistent nur auf "OK Google" reagieren. Doch ein Test der Verbraucherzentrale NRW zeigt, dass der Assistent "mehr hört als er soll" – ein Problem für die Privatsphäre der Nutzer.

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"OK, Kuchen": Googles Sprachassistent reagiert nicht nur aufs Signalwort

Google Home hört mehr als er soll.

(Bild: Google/Emojipedia)

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Googles Sprachassistent soll eigentlich nur auf bestimmte Befehle wie "OK Google" reagieren. Doch offenbar hört der Assistent schlecht und aktiviert sich auch bei recht ähnlichen Befehlen: Das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale NRW stellte fest, dass auch ein "OK Kuchen" oder ein simples "OK gut" ausreicht, um den Assistenten aufzuwecken. Durchaus alltägliche Wörter. Abermals hat das Marktwächter-Team auch Amazons Assistentin Alexa überprüft – sie reagiert ebenfalls auf ähnliche Sprachbefehle und hört auf ein "Alexandra". Ein genuscheltes "Ham wa schon" verstand Alexa als "Amazon", ein "Gecko" als "Echo". Manchmal reagierte die übereifrige Assistentin auch völlig willkürlich.

Amazon Alexa und Google Home hören mehr als sie sollen. Der Sprachassistent von Google etwa aktiviert sich auch bei einem "OK Kuchen".

(Bild: c't)

Das Problem: Auf diese Weise zeichnen Geräte wie die smarten Lautsprecher Google Home und Amazon Echo Ausschnitte aus Alltagsgesprächen unerwünscht auf und senden sie an Google und Amazon. "Verbraucher sollten sich bei der Nutzung von digitalen Sprachassistenten also bewusst machen, dass auch von Ihnen unbeabsichtigt Daten an die Anbieter-Server übertragen werden könnten", erklärt Ayten Öksüz vom Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale NRW. Sie befürchtet, dass Amazon und Google die gewonnenen Daten aus den Gesprächen auch für Werbung nutzen könnten.

Bei einer technischen Prüfung stellten der TÜV im Auftrag der Verbraucherschützer fest, dass bei der Installation von Google Home und dem Sprachassistenten auch Daten an einen Adserver (ad.doubleclick.net) gingen, der Online-Werbung ausliefert. Amazon holt sich bei der App-Installation das Einverständnis der Nutzer für Cookies und Internet-Werbung. "Es wäre also denkbar, dass der 'Gesprächsstoff' der Nutzer auch über den reinen Informationsdienst hinaus für Werbung genutzt werden könnte", befürchtet Ayten Öksüz. Die Untersuchung (PDF) fand im November und Dezember 2017 statt, Prüfgegenstand waren Google Home und Amazon Echo. Untersucht wurden das Datensendeverhalten, die Kommunikationspartner und die Datensicherheit. Positiv fiel den Testern das hohe Sicherheitsniveau der Transportsicherheit auf.

Für viele Nutzer des Google-Sprachassistenten dürfte es wichtig sein, von Google zu erfahren, welche Daten genau der Smarte Lautsprecher übermittelt hat. Doch das Unternehmen hielt sich in der Vergangenheit offen, ob es solche Nutzeranfragen beantwortet. Laut Verbraucherzentrale wollte Google die Anfragen etwa dann ablehnen, wenn sich diese "unangemessen oft wiederholten" oder einen "unverhältnismäßigen technischen Aufwand erforderten". Nun hat Google aber eine Unterlassungserklärung unterzeichnet und unzulässige Datenschutzbestimmungen gestrichen. Das Marktwächter-Team hatte das Unternehmen erfolgreich abgemahnt. Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergänzt, dass die ab Mai 2018 geltenden Datenschutzgrundverordnung "konsequent umgesetzt und eingehalten werden" müssen.

Google hatte seinen smarten Lautsprecher Home im Sommer 2017 in Deutschland veröffentlicht. Amazons Echo mit Alexa erschien hierzulande im Oktober 2016 und ist inzwischen auch in zahlreichen Geräten von Drittanbietern zu finden. Seit einer Weile können beispielsweise auch Sonos-Nutzer dank Alexa mit ihrem Lautsprecher sprechen. (dbe)