DIHK: Fachkräftemangel bedroht unter anderem den Breitbandausbau

In vielen Branchen fehlt es an Fachkräften, sagt der Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Abhilfe könnte die Digitalisierung schaffen – wenn die nicht gerade durch den Mangel ins Stocken käme.

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DIHK: Fachkräftemangel bedroht unter anderem den Breitbandausbau

Vom Titelblatt des DIHK-Arbeitsmarktreports 2018

(Bild: dihk.de)

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Der Mangel an Fachkräften im Bausektor führe etwa dazu, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur oder der Breitbandausbau stockten. Das sagte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags zur Vorstellung des DIHK-Arbeitsmarktreports 2018. "Wir haben einfach zu wenige Leute." Ein Grund sei die demografische Entwicklung. Zwar gebe es bei der Vermittlung von unqualifizierten Langzeitarbeitlosen Fortschritte, das Thema sei aber immer noch ein "dickes Brett".

Insgesamt gebe es zu wenig Fachkräfte am Bau, in der Logistik, in der Pflege oder im Gastgewerbe. So werde der Fachkräftemangel zu einer zunehmenden Belastung für Unternehmen. Die Folge seien sinkende Wachstumspotenziale sowie Hemmnisse für Innovationen und Investitionen. Auch Betriebe abseits des Bausektors könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die Verkehrsinfrastruktur nicht zügig modernisiert oder die Breitbandversorgung nicht ausgebaut würden.

Fachkräftemangel

"In Zeiten schnellen technischen Wandels – nicht zuletzt mit Blick auf die Digitalisierung – kommt der Innovationsfähigkeit in bestimmten Branchen für den langfristigen Erfolg besondere Bedeutung zu", schreibt der DIHK. Geschwindigkeit und "First-Mover-Vorteile" – gerade in Märkten mit Netzwerkeffekten – seien für den Erfolg von Produkt- und Prozessinnovationen häufig entscheidend. Fehlende Fachkräfte können sich als große Bürde erweisen.

Dabei könne die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag leisten, um dem Problem des Fachkräftemangels zu begegnen, meint der DIHK: Wenn unterschiedliche Tätigkeiten von Technik übernommen werde, könnten die freiwerdenden Personalressourcen an anderer Stelle eingesetzt werden, wo Fachkräfte fehlen. Daher seien Weiterbildungen und Umschulungen notwendig. Durch Technik könne zudem die Arbeit erleichtert oder ihre Wirkung verbessert werden. Es stünde dann nicht die Konkurrenz zwischen Mensch und Maschine um Arbeitsplätze im Vordergrund, sondern die Unterstützung durch die Technik bei der Fachkräftesicherung. Auch könne Technik wie Assistenzsysteme Ältere und Menschen mit Behinderung bei der Arbeit unterstützen – das ergebe zusätzliche Beschäftigungspotenziale.

Laut einer Umfrage unter rund 24.000 Unternehmen hat fast jedes zweite inzwischen Schwierigkeiten, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen – vor einem Jahr waren es 37 Prozent. Der DIHK schätzt aus hochgerechneten Antworten in der Befragung, dass insgesamt rund 1,6 Millionen Stellen in Deutschland längerfristig nicht besetzt werden können. Diese Zahl werde sich in den nächsten Jahren tendenziell noch erhöhen. Dercks sprach von einem "volkswirtschaftlichen Engpass".

Geholfen habe der Wirtschaft, dass in den vergangenen Jahren viele Menschen aus EU-Ländern vor allem aus Südeuropa nach Deutschland gekommen seien. Dies aber habe nachgelassen, da sich die Lage in Ländern wie Spanien oder Italien verbessert habe.

Im Wettbewerb um Arbeitnehmer würde für Firmen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Möglichkeit des Home Office oder eine Weiterbildung bei der Digitalisierung immer wichtiger.

Auch die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften sei wichtig. Die neue Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag ein Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz. Dercks rechnet mit dessen Umsetzung im kommenden Jahr. Es könne jedoch noch Jahre dauern, bis ein solches Gesetz wirke.

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

(mit Material der dpa) / (anw)