Datenskandal Cambridge Analytica: Facebook-Chef Mark Zuckerberg räumt Fehler ein

Nach tagelangem Schweigen hat sich Mark Zuckerberg zur Datenaffäre um Cambridge Anayltica geäußert. In einem Post gibt er sich demütig und zeigte auf, wie es zu dem Datenmissbrauch kommen konnte. Politiker fordern derweil Konsequenzen.

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Facebook

(Bild: dpa, Stephan Jansen/Symbolbild)

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  • dpa

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in einem Facebook-Post zum Skandal um den mutmaßlichen Datenmissbrauch gemeldet und Fehler eingeräumt. Er erklärte, das Facebook das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem Online-Netzwerk anvertraut und dort für sicher gehalten hätten, enttäuscht worden seien. In einem CNN-Interview fügte er dann am Mittwochabend eine Entschuldigung hinzu: "Das war ein grober Vertrauensbruch und es tut mir sehr leid, dass das passiert ist."

Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

Zuckerberg verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, die auch für Trumps Wahlkampfteam arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. Der britische Professor Aleksandr Kogan hatte eine Facebook-App mit einer Umfrage zu Persönlichkeits-Typen auf die Plattform gebracht – und dann Daten daraus heimlich an Cambridge Analytica weitergegeben. Dabei soll er auch an einige Informationen von Facebook-Freunden der Umfrage-Teilnehmer gekommen sein und sie ohne deren Wissen weitergegeben haben.

Der Facebook-Chef versprach, die Nutzerdaten künftig besser schützen zu wollen. Ein Großteil der von ihm dafür angekündigten Maßnahmen zielt darauf, den Zugriff von App-Entwicklern einzuschränken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisch die Zugangsberechtigung verlieren. Zuckerberg schrieb: "Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht." In dem CNN-Interview fügte er hinzu, dieser Verantwortung wolle er sich - falls nötig - auch vor dem Kongress stellen und dort aussagen.

Insgesamt schlug Zuckerberg in seiner Stellungnahme einen demütigen Ton an: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen – und wenn wir dies nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen." Die Kontroverse hatte Facebook die heftigste Kritik seit Jahren gebracht. Politiker in den USA und Europa fordern härtere Regeln für den Datenschutz bei Online-Plattformen, auf Twitter macht der Hashtag #deletefacebook (lösche Facebook) die Runde. Das tagelange Schweigen Zuckerbergs in dieser Krise stieß zudem auf viel Unverständnis.

Als Reaktion kündigte die Justiz- und Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) an, Vertreter des Unternehmens in ihr Ministerium zu laden, um eine Erklärung zu erzwingen. Die EU-Justizkommissarion Vera Jourová warnte angesichts des Datenskandals gar davor, die Demokratie sei bedroht.

Barley sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Donnerstag: "Das europäische Facebook-Management muss zu diesem Skandal umfassend gegenüber der Bundesregierung Stellung beziehen." Es sei nicht hinnehmbar, dass Nutzer in sozialen Netzwerken "gegen ihren Willen ausgeleuchtet werden, um sie ganz gezielt mit Wahlwerbung oder Hass gegen den politischen Gegner zu bombardieren", kritisierte sie. "Solche Wahlkampfmethoden sind eine Gefahr für die Demokratie", sagte sie. Hier müssten klare Regeln gelten.

Die EU-Justizkommissarin Jourová sagte in Washington, in dem Fall gehe es nicht nur um den Schutz persönlicher Daten, er habe "massive Auswirkungen" auf die demokratische Debatte und Wahlen. Es sei in das Privatleben von Menschen eingegriffen worden, fügte sie hinzu. Es handele sich um eine "heftige Manipulation" von Meinungen, die sich in Wahlergebnissen spiegelten.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Die Firma soll im US-Wahlkampf entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook Anhänger des heutigen Präsidenten Donald Trump zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.

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(olb)