Russische Wahlkampf-Trolle: Tumblr veröffentlicht Liste mit gesperrten Accounts

Der Blogging-Dienst Tumblr hat die Namen von 84 Benutzerkonten enthüllt, die mit Propaganda-Postings während des US-Wahlkampfs 2016 im Auftrag der russischen Regierung Desinformation und Unfrieden verbreitet haben sollen.

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Tumblr veröffentlicht Account-Namen der russischen Wahlkampf-Trolle

(Bild: tumblr.com)

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Die Blogging-Plattform Tumblr hat eine Liste mit den Namen von 84 mittlerweile gelöschten Accounts veröffentlicht, die vom russischen Medienunternehmen Internet Research Agency (IRA) gesteuert worden und an einer Kampagne zur Meinungsmanipulation während US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 beteiligt gewesen sein sollen. Das teilte das Unternehmen in einem Blogbeitrag mit.

Demnach habe Tumblr die mit der IRA in Verbindung stehenden Konten im Herbst 2017 entdeckt und daraufhin die Ermittlungsbehörden informiert, die Accounts gesperrt und deren Inhalte gelöscht. Die von diesen Konten ausgehenden Postings sollen dem Ziel gedient haben, mit Falschinformationen Unfrieden in den USA zu stiften. Einen Bezug zu Online-Werbung konnte Tumblr nicht feststellen.

Hinter dieser Kampagne vermuten US-Ermittler eine Einflussnahme der russischen Regierung. Entsprechende Beweise haben zu Anklagen gegen 13 Russen (sowie drei russische Unternehmen) geführt, die sich teilweise schon seit 2014 in den USA aufgehalten haben und mit der Wahlbeeinflussung beschäftigt gewesen sein sollen. Die Mitwirkung von Tumblr soll laut dem Blogbeitrag zu den Anklagen gegen die 13 Personen beigetragen haben.

Auch Facebook, Twitter und Google wird in diesem Zusammenhang die Verbreitung von manipulierender Wahlwerbung vorgeworfen. Vertreter dieser Konzerne mussten deswegen Ende 2017 vor mehreren US-Ausschüssen Fragen beantworten.

Tumblr betont in dem Beitrag seine Verantwortung, gegen staatlich finanzierte Desinformationskampagnen vorzugehen und will allen Benutzern schreiben, die den IRA-Konten gefolgt sind oder deren Inhalte geliked haben. Zudem will das Unternehmen die öffentliche Liste mit den 84 Konten und Benutzernamen der Kampagne bei künftigen Entdeckungen weiterführen.

Diskussionen im Zuge von Reblogging der gesperrten Beiträge will das Unternehmen jedoch bestehen lassen. Gleichzeitig ermahnt es seine Benutzer, nach Propaganda Ausschau zu halten sowie Inhalten mit Skepsis zu begegnen.

Die Website Ars Technica hat im Internet-Archiv archive.org die Postings einiger IRA-Konten ausgewertet und mehrere Screenshots vom Konto "4mysquad" online gestellt. Demnach waren in den Blogbeiträgen kaum Bezüge zum Präsidentschaftswahlkampf zu finden, eher schon zu allgemeinen sozialen und politischen Themen wie der Diskriminierung von Schwarzen in den USA. Ein Blogpost soll sogar ausdrücklich den innerparteilichen Konkurrenten der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton, Bernie Sanders, favorisiert haben. (tiw)