Facebook-Datenskandal: Mark Zuckerberg schlägt Einladung ins britische Parlament aus

Facebook steht im Zentrum einer Debatte über Datenschutz und Einflussnahme auf Abstimmungen. Trotzdem will sich der Facebook-Chef nicht den Fragen des britischen Parlaments stellen. Dort hat derweil ein Whistleblower ausführlich Stellung genommen.

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Mark Zuckerberg

(Bild: dpa, Steven Senne)

Lesezeit: 2 Min.
Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat die Einladung zu einer Anhörung im britischen Parlament abgelehnt und will stattdessen lediglich einen Vertreter ins Vereinigte Königreich senden. Das berichtet die BBC. Der Abgeordnete Damian Collins hatte Zuckerberg angesichts des Datenskandals um Cambridge Analytica in den Parlamentsausschuss vorgeladen, der sich mit dem Themenkomplex "Fake News" beschäftigt. Collins, der der regierenden Conservative Party angehört, bezeichnete die Absage dem Bericht zufolge als "absolut unglaublich". Zuckerberg solle die Entscheidung nochmal überdenken, wenn ihm irgendwas an den Menschen liege, die seine Dienste benutze.

Zuckerbergs Absage an die Parlamentarier wurde parallel zu einer ausführlichen Befragung des Whistleblowers Christopher Wylie bekannt, der mit seinen Enthüllungen die aktuelle Debatte ausgelöst hatte. Wylie, der gemeinsam mit dem Mathematiker Paul-Olivier Dehaye befragt wurde, gab umfassende Einblicke in das Vorgehen von Cambridge Analytica und mit der Firma verbundene Organisationen. In Bezug auf die versuchte Einflussnahme auf das Brexit-Referendum sagte er, es sei absolut glaubhaft, dass dessen Ausgang verändert worden sei. Während bislang vor allem die Umstände der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im Fokus standen, rückt damit die britische Abstimmung über den Austritt aus der EU ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wylie argumentierte hierzu noch, wenn im Sport gedopt werde, werde auch nicht gefragt, ob das Ergebnis beeinflusst wurde. Wer betrügt, werde disqualifiziert.

Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Cambridge Analytica unter Zuhilfenahme von 50 Millionen Facebook-Nutzerdaten unter anderem Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl und das Brexit-Referendum genommen haben soll. Diese Daten waren vorgeblich für Forschungszwecke abgegriffen worden, was Facebook erlaubt habe, aber dann widerrechtlich weitergegeben worden, hatte Wylie öffentlich erklärt. Facebook hatte daraufhin versichert, die Löschung der Daten eingefordert zu haben. Laut Wylie war das aber nur halbherzig erfolgt und nie überprüft worden. Inzwischen wird vor allem in den USA und Großbritannien intensiv über Facebooks Umgang mit Nutzerdaten und die fragwürdigen Geschäftspraktiken von Cambridge Analytica debattiert.

(mho)