Ariane-6-Raketenteile aus dem 3D-Drucker: Europas Antwort auf SpaceX

Die Ariane 6 soll Lasten preiswerter ins All befördern als das aktuelle Modell. Um mit wiederverwertbaren SpaceX-Raketen konkurrieren zu können, müssen sich die Europäer etwas einfallen lassen und drucken Triebwerksteile mit dem 3D-Drucker aus.

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Ariane-6-Raketenteile aus dem 3D-Drucker: Europas Antwort auf SpaceX

Teile des Triebwerks der Ariane 6 können aus dem 3D-Drucker kommen.

(Bild: ESA)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Sebastian Kunigkeit
  • dpa
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Auf den ersten Blick wird klar, dass bei Europas neuer Trägerrakete Ariane 6 etwas anders läuft. Der Rohbau der Montagehalle für die Hauptstufe der Rakete in Les Mureaux, einer Stadt im Umland von Paris, ist deutlich flacher als das Gebäude des Vorgängermodells Ariane 5 gleich nebenan. Die Erklärung ist simpel: Die rund 30 Meter hohe Hauptstufe soll künftig nicht mehr aufrecht zusammengebaut werden wie bisher, sondern horizontal. Das begrenze den Energieverbrauch des Gebäudes und vereinfache die Endmontage, sagt Baustellenleiter Yoann Montier.

Die neue Rakete soll in gut zwei Jahren erstmals in den Himmel donnern und die Vorbereitungen laufen nicht nur in Les Mureaux auf Hochtouren. Am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana entsteht eine neue Startrampe, in Bremen wird die Integrationshalle für die Oberstufe erweitert. Und im baden-württembergischen Lampoldshausen hat die neue Variante des Vulcain-Triebwerks bereits die ersten Tests durchlaufen.

Die Ariane 6 ist Europas Antwort auf neue Konkurrenz wie das US-Unternehmen SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk. Der sorgt nicht nur mit seinen hochtrabenden Ankündigungen zu Mars-Flügen für Aufsehen, sondern hat den Wettbewerb bei Trägerraketen deutlich angeheizt. Die Kosten sind deshalb ein zentraler Punkt bei der Entwicklung der neuen Rakete durch die ArianeGroup, ein eigens geformtes Gemeinschaftsunternehmen von Airbus und dem französischen Triebwerkshersteller Safran, das 9000 Mitarbeiter in Deutschland und Frankreich beschäftigt.

Die neue Ariane-Rakete soll Satelliten bis zu 50 Prozent billiger ins All bringen als ihre Vorgängerin Ariane 5. Deshalb haben die Ingenieure die Produktionsverfahren gestrafft und vereinfacht. Die Hilfsantriebe sind die gleichen wie bei der Neuauflage der kleinen Vega-Rakete. Und die Ariane 6 kann entweder mit zwei oder vier dieser Booster ausgestattet werden – je nachdem, wie viel Schub gebraucht wird. Die neue Rakete soll Konstellationen – große Flotten kleiner Satelliten – ebenso ins All bringen können wie klassische tonnenschwere Telekom-Satelliten.

Wo dies möglich ist, werden Bauteile mit 3D-Druck hergestellt. Philippe Girard deutet auf eine Einspritzdüse des Vulcain-Triebwerks, das die Hauptstufe antreibt und für die Ariane 6 weiterentwickelt wurde. Bislang bestehe sie aus 200 Einzelteilen, "die man herstellen und zusammenschweißen muss", erzählt der Franzose, der den Bereich Flüssigantriebe leitet. "Bei der Herstellung mit 3D-Druck fertigt man das in einem Mal."

Doch kann die Ariane 6, die im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA entwickelt und mit 2,4 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln finanziert wird, sich damit behaupten? SpaceX setzt auf die Wiederverwendbarkeit bestimmter Raketenteile, die dafür auf die Erde zurückkehren müssen – das soll die Kosten drücken. Für die Ariane 6 ist dies nicht vorgesehen. In Frankreich schlug ein Papier der Denkfabrik Institut Montaigne vor Kurzem einen alarmierenden Ton an: Wenn man die vermutliche Wirkung der Wiederverwendbarkeit berücksichtigt, könnte die Ariane 6 deutlich teurer und weniger flexibel sein als ihre Konkurrenten.