Facebook-Datenskandal: Cambridge Analytica will Fakten schaffen

Die in den Facebook-Datenskandal verwickelte Analysefirma Cambridge Analytica (CA) geht in die PR-Offensive und will falsche Anschuldigungen korrigieren. Es sei Zeit für Fakten, meint der amtierende CA-Chef Alexander Tayler.

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Cambridge Analytica bezieht Stellung zum Facebook-Datenskandal

(Bild: Cambridge Analytica)

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Es sei nun Zeit für Fakten – und nicht für Mutmaßungen, meint der amtierende Chef von Cambridge Analytica (CA), Alexander Tayler. In einer Mitteilung und auf der Website CambridgeFacts.com stellt die Datenanalyse-Firma ihren Standpunkt dar, um Spekulationen entgegenzuwirken und "falsche Anschuldigungen" zu korrigieren. Tayler sieht seine Firma in zahlreichen Medienberichten falsch dargestellt.

CA war durch den jüngsten Facebook-Datenskandal in die Schlagzeilen geraten, weil die Firma angeblich Datensätze von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern erhalten haben soll, darunter 310.000 Deutsche. CA erklärte hingegen, dass es nur 30 Millionen Datensätze von US-Nutzern lizenziert hätte. Diese seien aber sofort gelöscht worden, als Facebook die Firma auf einen Vertragsbruch hinwies. Ein externer, unabhängiger Audit soll das nun beweisen: "Wir werden das Ergebnis veröffentlichen, sobald es uns vorliegt", verspricht CA.

Der Whistleblower Christopher Wylie hatte behauptet, dass CA die Daten für den US-Wahlkampf und das Brexit-Referendum eingesetzt haben soll. Das bestreitet die Firma in ihrer Mitteilung abermals: "Cambridge Analytica hat bei den US-Präsidentschaftswahlen weder die GSR-Daten noch irgendwelche Derivate dieser Daten verwendet." Global Science Research (GSR) ist das Forschungsunternehmen, das die Facebook-Datensätze an Cambridge Analytica lizenziert hatte. "Es wurden keine Gesetze gebrochen", schreibt CA. Das Unternehmen habe Facebook keinesfalls "gehackt". GSR hatte die Daten mit der Psychoquiz-App "This Is Your Digital Life" legal gesammelt und dazu eine Schnittstelle (API) von Facebook genutzt. "Der Vertrag mit GSR betraf nur US-Nutzer". CA habe sich immer an die Regeln der Federal Election Commission (FEC) gehalten.

Für den US-Wahlkampf 2016 hat CA laut eigenen Angaben Datensätze aus "öffentlichen Quellen" wie dem Wähler-Verzeichnis verwendet. Außerdem lieferten kommerzielle Datenhändler weitere Informationen zu. Als Quelle dienten auch das Organisationsgremium der Republikanischen Partei (RNC) sowie eigene Erhebungen. "Die Behauptungen, wir hätten GSR-Daten für die Trump-Kampagne verwendet, sind einfach falsch", schreibt CA in der Erklärung. Auch beim Brexit-Referendum seien die Datensätze von GSR nicht zum Einsatz gekommen. CA habe zwar Leave.eu und Vote.leave eigene Ideen vorgeschlagen, sei dann aber weder unbezahlt noch bezahlt für die Organisationen tätig gewesen. Gespräche mit der UK Independence Party (UKIP) führten auch nicht zu einer vertraglichen Zusammenarbeit. (Die UKIP hatte sich für einen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU stark gemacht.) "Am Ende waren wir in keiner Weise am [Brexit-]Referendum beteiligt", betont CA.

Zu Christopher Wylie erklärt das Unternehmen: "Herr Wylie ist kein Whistleblower. Er hat wiederholt behauptet, einer der Gründer von Cambridge Analytica zu sein. In Wirklichkeit war er Auftragnehmer von SCL Elections und verließ Mitte 2014 das Unternehmen." Die SCL Group ist das Mutterunternehmen von Cambridge Analytica und hat sich aufs Data Mining und die Datenanalyse spezialisiert. Wylie habe von August 2013 bis Juli 2014 direkt bei CA gearbeitet. Er verfüge deshalb nicht über aktuelles Insiderwissen über Cambridge Analytica. "Als [Wylie] ging, gründete er eine Konkurrenzfirma namens Eunoia Technologies, die offenbar unsere Daten und Kontakte unter Verletzung seiner Geheimhaltungsvereinbarung mit uns verwendete." Eunoia habe eine Kopie der gesammelten GSR-Daten erhalten. Wylies Firma habe sich um eine Trump-Kampagne beworben und wollte später für Vote.leave arbeiten. Als SCL herausfand, "dass Wylie seinen Vertrag gebrochen hatte, haben wir rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet".

Abschließend erklärte Cambridge Analytica, ein "politisch neutrales Unternehmen" zu sein, das weltweit über das "gesamte politische Spektrum hinweg" arbeite. Die meisten Kunden der Datenanalysefirma seien aber kommerzielle Unternehmen und keine politischen Akteure. Derweil hat Facebook die nächste Analyse-Firma von seiner Plattform verbannt – CubeYou soll ebenfalls mit einer App zahlreiche Daten gesammelt haben, berichtet CNBC. Experten ahnten schon früh: Der Datenskandal um Cambridge Analytica ist nur die Spitze des Eisbergs.

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(dbe)