Tsunami auf eigene Gefahr

Man muss nicht auf jeder Welle mitreiten. Das Karlsruher Institut für Technologie hat einen Risikoindex für Tsunamis erstellt.

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Von
  • Anton Weste

Schon den Strand für den Sommerurlaub ausgesucht? Das Angebot ist groß und macht die Wahl nicht leicht. Eine subtile Entscheidungshilfe ist da der Risikoindex für Tsunamis, den das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) aufgestellt hat.

Dass zerstörerische Riesenwellen Urlaubsfreuden trüben, liegt auf der Hand. Die Forscher des KIT haben insbesondere untersucht, dass der Tourismusbranche jährliche Verluste um die 250 Millionen Dollar durch Tsunamis drohen. Das klingt zunächst etwas zynisch. Denn angesichts etlicher Todesopfer und Zerstörungen von Häusern und Straßen, erscheinen fern bleibende Touristen und Schäden an Hotels und Promenaden als nachrangiges Problem.

Gut in Erinnerung ist noch der Tsunami in Japan im Jahr 2011, der die Fukushima-Katastrophe auslöste und 22.000 Menschenleben forderte. Oder der verheerende Weihnachts-Tsunami von 2004, durch den am Indischen Ozean mehr als 230.000 Menschen starben. Darunter über 550 Deutsche, die meisten tatsächlich Touristen. Kleinere Tsunamis oder solche, die dünn besiedelte Gebiete treffen, schaffen es nur selten in die Schlagzeilen. Insgesamt sind sie eine seltene Erscheinung.

Aber Risikobewertungen sind grundlegende Instrumente für Reiserveranstalter und Versicherer, um Investitionen zu planen. Das Ergebnis hilft auch betroffenen Nationen bei der Projektierung von Tsunami-Frühwarnsystemen. Und ja, auch als Reisender sehe ich den persönlichen Nutzen: Kalkuliertes Risiko gehört zum Reisen. Ebenso wie verlässliche Informationsgrundlagen zur Häufigkeit von Gefahren in bestimmten Regionen. Gleich ob es nun Dellen im Neuwagen, Diebstähle, Magenverstimmungen oder eben Tsunamis sind.

Grundlage für den Risikoindex sind Berechnungen des Simulationsmodells "TuSpy", mit dem das KIT die Auswirkungen von über tausend möglichen Tsunamis für mehr als 24.000 Strände weltweit untersuchte. Angeführt wird die Liste der Hochrisikogebiete - zumindest in Bezug auf mögliche wirtschaftliche Schäden für strandbezogene Geschäftsteile, von Hawaii, Lima in Peru und Valparaiso in Chile. Der Pazifik ist schon ein Biest. Europa gibt sich dagegen recht harmlos, auch wenn es Antalya und Kreta in die Top 100 schaffen.

Mein Blick wandert über die Landkarte. Das Steinhuder Meer ist doch auch ganz nett.

(anwe)