Telegram-Blockade in Russland trifft AWS und Googles Cloud: Viele Kollateralschäden

Weil Telegram Teile der eigenen Infrastruktur zu großen Cloudanbietern geschoben hat, ordnete die zuständige russische Behörde eine Sperrung unzähliger IP-Adressen an, um die verfügte Blockade durchzusetzen. Das traf einige andere Dienste.

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Telegram-Blockade in Russland: Kollateralschäden durch Sperrung von IP-Adressen
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Die seit Montag durchgesetzte Blockade des Messengers Telegram hat in Russland für teilweise erhebliche Probleme bei anderen Internetdiensten geführt. Berichten zufolge hatte Telegram zuvor Teile der Infrastruktur in die Clouddienste von Amazon (AWS) und Google ausgelagert, um Blockaden zu erschweren. Die russische Medienaufsicht Roskomnadzor hat daraufhin Hunderttausende IP-Adressen sperren lassen, die zu Servern der beiden Internetriesen führen, berichtet das Nachrichtenportal Meduza.

Dadurch waren andere Internetdienste aus Russland nicht mehr zuverlässig zu erreichen, darunter der Messenger Viber, die Kryptowährungs-Plattform Coinface und andere Dienste. es gibt sogar Berichte über betroffene Bezahlsysteme und Probleme beim Geldabheben. Gleichzeitig geht die russische Regierung auch gegen die Verbreitung der App selbst vor und fordert unter anderem, dass die Android-APK in Russland nicht mehr abrufbar sein dürfe. Telegram selbst blieb derweil aber offenbar erreichbar.

Wegen eines Streits um staatlichen Zugriff auf verschlüsselte Chats hatte ein russisches Gericht vergangene Woche die umgehende Sperre des Chatdienstes angeordnet. Telegram wird vorgeworfen, einer Aufforderung des Geheimdiensts FSB nicht nachgekommen zu sein, Daten herauszugeben. Die Behörden vermuten, dass Terroristen den Dienst bei der Planung von Angriffen nutzen.

Der Messenger verschlüsselt Chatinhalte zwar, tut dies aber nicht Ende-zu-Ende. Es gäbe also eine Möglichkeit, auf verschlüsselte Konversationen zuzugreifen. Diesen Zugriff hat das Unternehmen aber verweigert, vorgeblich weil das die Privatsphäre der Nutzer verletzen würde.

Stattdessen hatte Telegram-Gründer Pawl Durow technische Gegenmaßnahmen angekündigt. Der Nachrichtenagentur TASS zufolge warnten nun aber der Kreml die Nutzer vor Versuchen, die Blockade zu umgehen. Die Angelegenheit sei kein Spiel. Noch sei es aber zu früh, die Effektivität der Maßnahmen von Roskomnadzor zu bewerten. Als Alternative hatte Russlands Regierung ICQ benannt. (mho)