Schall und Rauch

Streit um Nachrüstung von Dieselmotoren

In die Diskussion, wie es mit der Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren weitergeht, kommt Bewegung. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass nun Klarheit oder eine Versachlichung stattfinden würde. Wer fordert was in dieser Debatte?

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AGR-Ventil 4 Bilder

(Bild: Rheinmetall Automotiv)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Die Diskussion, wie es mit der Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren weitergeht, ist in vollem Gange. Nun kommt Bewegung auch auf politischer Bühne hinzu, denn manchen Akteuren scheint erst jetzt klar zu werden, wie kompliziert es werden könnte, Autohersteller juristisch zu einer Hardware-Nachrüstung zu zwingen. Dafür müsste ihnen Betrug nachgewiesen werden – was vielfach wohl schwierig werden dürfte. Und so treten zumindest einige, die vor Wochen noch Härte demonstrieren wollten, leise einen Rückzug an.

Pflicht zum Nachrüsten

Die Linke will die Autoindustrie zu Hardware-Nachrüstungen bei Dieselfahrzeugen verpflichten, aber im Bundestag zeichnet sich für diese Forderung keine Mehrheit ab. Die SPD, die wiederholt auf technische Nachrüstungen gepocht hatte, signalisierte Widerstand gegen einen entsprechenden Antrag der Linksfraktion. Eine solche Nachrüstpflicht sei „rechtlich nicht durchsetzbar“, erklärte der SPD-Abgeordnete Arno Klare. „Wir brauchen diese technische Hardware-Nachrüstung (...) allerdings geht es nicht so, wie die Linken es vorgeschlagen haben.“

Um Schadstoff-Grenzwerte einzuhalten und Fahrverbote zu verhindern, hat die Autobranche Software-Updates zugesagt. Dabei geht es im Kern um zwei Wege, welcher gewählt wird, entscheidet die Erstausstattung des Autos. Bei Fahrzeugen mit Speicherkat wird die Abgasrückführrate erhöht. Damit verschlechtert sich die Verbrennung etwas, die Temperatur im Brennraum sinkt ein wenig und damit der NOx-Anteil im Rohabgas. Bei Fahrzeugen mit SCR-Kat wird die Menge des eingespritzten Harnstoffs (Verkaufsbezeichnung Adblue) leicht erhöht und so der NOx-Anteil gesenkt.

Skepsis

Umweltverbände halten die Updates für nicht ausreichend, doch die Nachrüstungen von SCR-Kats werden von den Herstellern als zu aufwendig abgelehnt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich in der vergangenen Woche skeptisch zu derartigen technischen Nachrüstungen. Im Bundestag warnte der CDU-Parlamentarier Felix Schreiner, mit unverhältnismäßigen Forderungen werde der Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet. Notwendig sei vielmehr ein „Schulterschluss mit der Automobilindustrie“, um Fahrverbote zu verhindern. Dirk Spaniel von der AfD sieht sogar „überhaupt keinen Handlungsbedarf“. Die Diskussion um Stickoxide sei reine Panikmache, die von dubiosen Umweltverbänden gesteuert werde.

Scheuer: „Zeit des hohen Rosses ist vorbei“

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) setzt auf die freiwilligen Software-Updates für Millionen Autos. „Ich mache gerade Druck, dass bis Ende 2018 auch wirklich alle versprochenen 5,3 Millionen Autos nachgebessert werden“, sagte der CSU-Politiker der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe vom 20. April 2018). „Bei den rund 2,5 Millionen VW-Autos, für die eine Pflicht galt, sind wir fast durch“, so Scheuer. „Für die anderen freiwillig geplanten Updates habe ich die Hersteller jetzt darüber informiert, dass sie uns einen Zeitplan vorlegen müssen, bis wann sie an das Kraftfahrtbundesamt liefern.“ Er forderte von der Branche ein Umdenken. „Ich vertraue darauf, dass die Hersteller ihren Job machen und ihre Fehler ausmerzen“, sagte er der SZ. „An einem besseren Image müssen sie schon selbst glaubwürdig arbeiten. Die Zeit des hohen Rosses ist jedenfalls vorbei.“