Abofallen in iPhone-Apps: Nepper setzen auf neue Apple-Funktion

iOS-Entwickler können seit kurzem kostenlose Testläufe für Apps anbieten, die sich automatisch in Abonnements verwandeln. Dies wird gezielt eingesetzt, um Nutzern teure Abos unterzujubeln, die mehrere hundert Euro pro Jahr kosten können.

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Abofallen in iPhone-Apps: Nepper setzen auf neue Apple-Funktion
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Um iPhone-Nutzern fragwürdige Abonnements anzudrehen, wird die von Apple unlängst eingeführte Option für Einführungspreise missbraucht: Betrügerische Apps blenden in vielen Fällen sofort nach dem Öffnen einen Button ein, der die kostenlose Nutzung der App verspricht. Nur im Kleingedruckten wird das anschließend automatisch beginnende Abonnement erwähnt, das beispielsweise über 10 Euro pro Woche kosten kann.

Die Ende 2017 von Apple ergänzte Funktion, ermöglicht es Entwicklern, ein Abo anzubieten, das sofort abgeschlossen wird, zu Beginn aber für einen bestimmten Zeitraum kostenlos ist. Dies erlaubt etwa den Test einer App. Das Abo verwandelt sich dann automatisch nach Ablauf des Testzeitraums in ein kostenpflichtiges Abo, wenn es nicht vom Nutzer storniert wird.

Mit Tricks versuchen manche Apps zusätzlich, den Nutzer zum Antippen des Buttons für das Test-Abo zu bewegen – etwa indem andere Bedienelemente zum Schließen der Ansicht erst mit Verzögerung eingeblendet werden.

Die "kostenlose Testversion" wird nach wenigen Tagen automatisch zum teuren Abo.

Dabei wird offenbar darauf spekuliert, dass der anschließende iOS-Bestätigungsdialog, der den Abo-Preis unter der Gratis-Angabe nochmal klar aufführt, nicht aufmerksam gelesen wird und der Nutzer das Abo durch Fingerabdruck oder Face ID schnell abschließt.

Das Konzept scheint in vielen Fällen aufzugehen, so sind solche Apps immer wieder unter den umsatzstärksten Angeboten in einer Kategorie zu finden, wie zum Beispiel der Entwickler David Barnard in Hinblick auf eine Wetter-App mit zweifelhaften 20-Dollar-pro-Monat-Abo anführt.

Ihm sei unverständlich, warum Apple derartige Angebote nicht rauswirft. Andere Entwickler erklären, die Verwendung der Test-Abos sei von Apple extrem penibel bei der App-Zulassung geprüft worden – warum es die betrügerischen Angebote dennoch in den App Store geschafft haben, bleibt offen.

Auffällig ist zudem, dass viele der oft lieblosen und mit aggressiver Werbung versehenen Apps erstaunlich gute Bewertungen aufweisen. Wirft man einen Blick in die von Nutzern verfassten Rezensionen stößt man dann überwiegend auf 1-Sterne-Bewertungen und Beschwerden über die abgebuchten Abobeträge.

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Manchem Nutzer scheint unklar, wo und wie man die Abonnements stornieren beziehungsweise kündigen kann. Die Aboverwaltung hat Apple 2016 überarbeitet, sie erfordert aber immer noch mehrere Schritte und ist in den Account-Einstellungen für die eigene Apple-ID versteckt, die über den App Store zugänglich ist. Dort lassen sich sowohl laufende als auch die Probeabos jederzeit kündigen. Unberechtigte Abbuchungen können Nutzer außerdem beim Apple-Support reklamieren – dieser zeigt sich oft kulant und bucht das Geld zurück. (lbe)