Cambridge Analytica: "Propagandamaschine" sollte per Facebook Wähler abschrecken

In den USA hat der Whistleblower Christopher Wylie weitere Einblicke in die Praktiken von Cambridge Analytica gegeben. In der "Propaganda-Maschine" sei es vor allem um Wege gegangen, mehrheitlich demokratische Wählergruppen ganz vom Wählen abzuhalten.

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Cambridge Analytica

(Bild: geralt)

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Der Publizist und Politikberater Steve Bannon wollte die Datenanalysefirma Cambridge Analytica und ihre Arbeit auf Facebook dafür nutzen, Wählergruppen davon abzuhalten, bei der Präsidentschaftswahl 2016 ihre Stimmen abzugeben. Das hat der Whistleblower Christopher Wylie im US-Repräsentantenhaus erklärt.

Er erinnere sich an ein Dokument, in dem es explizit um Strategien zur Wähler-Abschreckung in den USA gegangen sei. Dabei sei es um Gruppen gegangen, die traditionell eher für Demokraten stimmen als für Republikaner. Bannon hab die Abstimmung als Teil eines Kulturkriegs gesehen und deswegen sei es ihm auch egal gewesen, ob eigene Wahlwerbung unwahre Behauptungen enthielt.

Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

Wylie, der sagte, dass Bannon aus Cambridge Analytica eine "Rundum-Propaganda-Maschine" gemacht habe, stand Abgeordneten der oppositionellen Demokraten Rede und Antwort. Dabei sagte er auch, dass Bannon nur ein einziges außenpolitisches Thema bei Zielgruppen testen wollte und zwar die Reaktionen auf Russlands Präsident Wladimir Putin und russische Expansionsversuche in Osteuropa. Diese und andere von Wylies Vorwürfen haben die Demokraten öffentlich gemacht und erklärt, die Republikaner hätten sich geweigert, an der Befragung teilzunehmen. Stattdessen würden sie sich auf die Anhörung zweier Social-Media-Promis namens "Diamond and Silk" fokussieren, die trotz Millionen Fans auf Youtube, Facebook und Twitter behaupten, diese Unternehmen arbeiteten daran, sie zum Schweigen zu bringen.

Christopher Wylie hatte vor wenigen Wochen bekannt gemacht, dass Cambridge Analytica unter Zuhilfenahme von Dutzenden Millionen Facebook-Nutzerdaten Einfluss auf Abstimmungen wie die US-Wahl und das Brexit-Referendum genommen haben soll. Damit sei zielgerichtete Werbung möglich gewesen, die anders als klassische Werbung keine Rücksicht auf Befindlichkeiten derer nehmen musste, die nicht zur Zielgruppe gehörten. Die dafür genutzten Daten waren vorgeblich für Forschungszwecke abgegriffen worden, weswegen Facebook das erlaubt habe, aber dann widerrechtlich weitergegeben worden. Durch dieses Detail und die anschließende Debatte über Facebook massive Datensammelei wuchs sich der Skandal zu einem der schwerwiegendsten in der Geschichte des sozialen Netzwerks aus. Vor allem in den USA und Großbritannien steht Facebook seitdem massiv unter Druck. (mho)