RoboCup Junior: "Wer einmal Wettbewerbsluft geschnuppert hat, bleibt dabei"

Auch wenn es beim Schülerwettbewerb des RoboCup nicht um die Entwicklung neuer Technologien geht, lassen sich Entwicklungsschritte beobachten. Im Interview erzählt der Koordinator, wieso man jetzt weniger Lego und mehr Arduinos sieht.

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RoboCup German Open: "Wer einmal Wettbewerbsluft geschnuppert hat, bleibt dabei"

Das Schülerteam CJT Robotics nimmt am Rescue-Wettbewerb der Erwachsenen teil, unterstützt von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske/heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske
Inhaltsverzeichnis

Am zweiten Tag der RoboCup German Open in Magdeburg wurde es in den Messehallen spürbar enger. Viele Besucher kamen zu der kostenlosen Veranstaltung, um sich die Wettkämpfe anzusehen, an den Ständen der Aussteller zu informieren oder an den angebotenen Kursen teilzunehmen. Das größte Gewusel war aber wie immer in der Halle 2, wo Schülerteams im Rahmen von RoboCup Junior um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft wetteifern. Über die neuesten Entwicklungen bei diesem Nachwuchswettbewerb haben wir Ansgar Bredenfeld, Koordinator der RoboCup German Open, gesprochen.

Ansgar Bredenfeld, Koordinator der RoboCup German Open, vor dem Spielfeld der Standard Platform League.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske/heise online)

Herr Bredenfeld, das Grußwort von Finanzminister André Schröder, dem diesjährigen Schirmherr der RoboCup German Open, vermittelt den Eindruck, als sei dies ein reiner Nachwuchswettbewerb. Angesichts der Teilnehmerzahlen ist das auch nicht ganz von der Hand zu weisen: RoboCup Junior hat aber gegenüber den Wettbewerben der Erwachsenen ein deutliches Übergewicht. Können Sie das genauer beziffern?

Ansgar Bredenfeld: Allein in Deutschland haben wir mittlerweile über 1500 Schülerinnen und Schüler, die am RoboCup Junior teilnehmen. Zum nationalen Finale in Magdeburg dürfen maximal 160 Teams kommen, bundesweit habe

n sich in dieser Saison aber 520 Teams beteiligt. Die mussten sich zunächst in sieben regionalen Turnieren für dieses Finale qualifizieren. Aufgrund der nach wie vor zweistelligen Wachstumsraten werden wir im nächsten Jahr ein achtes Qualifikationsturnier einrichten.

Das heißt, es werden nicht einfach nur mehr Teilnehmer, sondern der Wettbewerb verbreitet sich auch in neue Regionen?

RoboCup Junior 2018 (6 Bilder)

Mein Gott, er hat’s geschafft! Beim Wettbewerb RoboCup Junior Rescue Maze hat der Roboter ein durch Wärmestrahlung markiertes Opfer gefunden. Ob er wohl auch den dazugehörigen Buchstaben identifiziert hat? (Bild: Hans-Arthur Marsiske/heise online)


Ansgar Bredenfeld: Vor einigen Jahren hatten wir noch regionale Schwerpunkte mit großen Gruppen, wo teilweise 20 bis 30 Teams antraten. Das hat sich geändert. Es sind insgesamt mehr Gruppen geworden, sodass wir in diesem Jahr in Magdeburg Teams von 70 Standorten haben – gegenüber 50 in früheren Jahren.

Für einen Reporter, der Jahr für Jahr den RoboCup besucht, ist der Juniorwettbewerb schwierig abzudecken, weil es im Unterschied zu den Major-Ligen nicht um die Entwicklung von Technologien geht und sich daher wenig Neues berichten lässt. Aber auch RoboCup Junior steht nicht still. Eine der bemerkenswertesten Neuerungen ist das Fußballspiel mit einem farbigen Ball statt dem bisher verwendeten Infrarotball.

Ansgar Bredenfeld: Auf den ersten Blick scheint sich auf den Spielfeldern des RoboCup Junior tatsächlich nichts zu verändern. Aber der Eindruck täuscht. Der Infrarotlicht emittierende Ball, der in einigen Ligen beim Soccer nicht mehr verwendet wird, ist ein gutes Beispiel. Beim Spiel mit dem orangefarbenen Ball müssen sich die Teams jetzt auch mit Bildverarbeitung beschäftigen. Ebenso im Wettbewerb Rescue Maze: Hier müssen beheizte Opfer mithilfe von Temperatursensoren gefunden und anhand eines Buchstaben identifiziert werden.

Insgesamt werden die Systeme technisch komplexer. Die Qualität ist auf einem sehr hohen Niveau und steigt stetig weiter an. Um trotzdem neuen Teams weiterhin den Einstieg zu ermöglichen, haben wir, abgeleitet von den internationalen Regeln, in diesem Jahr ein vereinfachtes Regelwerk im Bereich Rescue geschaffen. Es bietet Schulen, die erstmals zum RoboCup kommen, die Möglichkeit, mit weniger komplexen Aufgaben zu starten. Die Arenen, die sie dafür anschaffen, können sie aber auch für internationale Wettbewerbe verwenden. Das ist sehr gut angenommen worden und sicherlich auch ein Grund für das Wachstum.