Trotz Automatisierung: "Es wird Arbeit geben"

Es gibt immer mehr Arbeitsplätze, und die fortschreitende Automatisierung wird das nicht ändern. Diese optimistische These vertritt MIT-Wirtschaftswissenschaftler David Autor.

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Wandgemälde; Mann liest Zeitung mit Schlagzeile "Prosperity just around corner, says mayor"

Wandgemälde der Nanaimo Youth Services Association in Nanaimo, British-Columbia

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.

"Warum gibt es noch immer so viele Arbeitsplätze?", fragte Prof. David Autor am Dienstag auf der Drohnenkonferenz Xponential in Denver rhetorisch. Schließlich habe die technische Entwicklung ja jede Menge menschliche Arbeit erübrigt. Doch die Geschichte zeige, dass Innovation neue Arbeitsplätze zeitige. Der Autor gilt als einer der führenden Wirtschaftswissenschaftler der USA. Er ist Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und erforscht insbesondere den Arbeitsmarkt. "There will be jobs", versicherte er den Konferenzteilnehmern: "Es wird Arbeitsplätze geben."

Als markantes Beispiel diente ihm die Einführung der Geldautomaten: Dies habe im ersten Jahrzehnt dazu geführt, dass die Zahl der Bankschalterbediensteten in den USA um ein Drittel gefallen sei. Dann aber hätten die Banken die gewonnene Effizienz dazu genutzt, mehr Filialen zu eröffnen, wofür sie wieder mehr Mitarbeiter brauchten. Diese hätten in der Folge komplexere Aufgaben mit Beratung und Vertrieb bekommen, statt bloß Geld zu zählen und darüber Buch zu führen.

Grundsätzlich hänge die Erwerbsquote nicht mit dem Automatisierungsgrad zusammen, sondern sei Folge sozialer und politischer Entscheidungen. In den USA wachse die Zahl der Werktätigen, doch der Anteil mittelmäßig bezahlter Arbeitsplätze gehe zurück: Der Anteil gering entlohnter Jobs wachse, der Anteil gut bezahlter Jobs wachse stärker.

Prof. David Autor auf der AUVSI Xponential 2018 in Denver

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

"Innovation ist die Mutter der Bedürfnisse", umriss Autor den Grund für seinen Optimismus. Neue Technik gibt uns Menschen mehr Fähigkeiten, die wir dann auch ausnutzen wollten. Innovation induziere also Nachfrage nach Dingen und Leistungen, die es vorher nicht gegeben hat. Und die neue Nachfrage schaffe neue Arbeitsplätze.

Natürlich werde es Bereiche geben, bei der durch Automatisierung viele Arbeitsplätze wegfallen würden. Aber: "Was für eine bestimmte Branche zutrifft, hat noch nie für die gesamte Wirtschaft gegolten", betonte Autor. Deutlich zeige sich das in der Landwirtschaft, die 1860 noch 55 Prozent aller US-Arbeitsplätze stellte. 1900 waren es noch 40 Prozent, weitere 40 Jahre später nur noch 20 Prozent, und heute liege der Anteil unter zwei Prozent. Gleichzeitig produziert sie mehr als je zuvor.

"Ich kann Ihnen nicht sagen, womit die Leute in einem Jahrhundert ihren Lebensunterhalt verdienen werden. Wer hätte sich diese [Drohnenkonferenz] vor 20 Jahren ausgemalt?", gestand Autor ein, "Die Landwirte vor hundert Jahren hätten auch nichts von Jobs in der Suchmaschinenoptimierung geahnt."

(ds)