Denic lagert Geschäft mit Nichtmitgliedern in Tochtergesellschaft aus

Die Gründung einer kommerziellen Tochter der .de-Registrierstelle Denic gefiel nicht allen Genossen auf Anhieb. Bei ihrer Generalversammlung im April beschloss die Mehrheit aber doch die dafür notwendige Satzungsänderung.

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Neue Denic Services GmbH beschlossen: Gewinn für Genossen?

(Bild: DeNIC eG)

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Von
  • Monika Ermert

Die Denic eG gründet eine kommerzielle Tochtergesellschaft für eine Reihe von "neuen" Diensten. Noch im zweiten Halbjahr 2018 soll die Denic Services GmbH & Co KG unter anderem die Treuhänderdienste für Top-Level-Domain-Betreiber und Domain-Registrare der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) abwickeln. Die Gewinne der kommerziellen Tochter sollen "auch für Projekte und Maßnahmen verwendet werden, die die Interessen der gesamten Internetgemeinschaft fördern", teilte die Denic am Freitag mit,

Das Denic-Management begründet den Schritt mit der Trennung von Mitglieder- und Nicht-Mitgliedergeschäft. Während die "alte" Genossenschaft weiterhin die Registrierung von .de-Adressen für die rund 300 Denic-Mitglieder übernimmt, soll die Tochter Geschäftsfelder "im Interessenbereich der Genossenschaft" entwickeln, etablieren und betreiben.

Dazu gehören unter anderem die aktuell bereits von der Genossenschaft angebotenen Anycast-Dienste und die für ICANN-Registries und -Registrare angebotenen Treunhänderdienste. Registries und Registrare müssen gemäß ihren ICANN-Verträgen laufend ihre Daten über einen akkreditierten Provider sichern. Während die ICANN zu Beginn nur den US-Provider Iron Mountain akzeptierte, gehört die Denic seit vergangenem Sommer für die Registries zu einem von acht alternativen Anbietern.

Für die Datensicherung der Domainregistrare bemüht sich die Denic aktuell darum, die einzige Alternative zu Iron Mountain als sogenannter "designierter" Treuhand-Provider zu werden. Für die von der ICANN "designierten" Provider übernimmt die ICANN die Kosten für den Treuhanddienst.

Die Trennung dieser Geschäftsfelder vom Denic stärke die Genossenschaft, wirbt die Denic-Spitze für die Reform. Eigentlich seien solche Dienste nämlich unvereinbar mit dem Statut, das "als einzigen Geschäftszweck der Genossenschaft die Verwaltung und den Betrieb von Internet-Domains unterhalb der Top Level Domain .de" vorsehe. Allerdings gab es im Vorfeld des Beschlusses durchaus kritische Stimmen gegen die Auslagerung interessanter neuer Aufgaben in ein kommerzielles Unternehmen.

Das Denic-Management beeilt sich daher, die Vorteile hervorzuheben. Nicht zuletzt geht es offenbar um den Versuch, die Dienste zu separieren, bei denen das Denic möglicherweise mit ihren Genossen konkurrieren könnte. Die GmbH bezahlt daher auch für die Nutzung der technische Infrastruktur der Muttergesellschaft. Zugleich übernimmt die Service GmbH die Betreuung der Nicht-Mitglieder-Kundschaft. Dazu gehören übrigens auch die de-Domaininhaber, die ihre de-Adresse nicht über einen Provider, sondern direkt beim Denic, via Denic Direkt, registriert haben.

Als Alleingesellschafterin und Komplementärin der Denic Services GmbH & Co behalten die Denic-Mitglieder wohl auch Einfluss über die Verteilung der Gewinne. Außerdem, so die Denic-Spitze, werden die "Werte der Denic eG" der Tochter mit in die Wiege gelegt. (tiw)