Kleiner Bruder von R2D2

Der Roboter Cozmo ist künstlicher Spielgefährte und Robotik-Lernplattform in einem.

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Kleiner Bruder
Lesezeit: 3 Min.

Stieler, TR-Redakteur, ist Fachmann für alles, was sich bewegt und programmieren lässt.

Der schnarcht ja sogar. Es gibt Momente, da denke ich, die Entwickler von Cozmo haben ein wenig übertrieben bei ihren Bemühungen, dem kleinen Roboter eine "echte Persönlichkeit" mit auf den Weg zu geben. Wenn ich also den Roboter ausschalten möchte, geht das über die App nur, wenn ich das Maschinchen "schlafen lege". Was er denn auch prompt tut, unter ausgiebigem Gähnen, Recken, Zuklappen der Augen und schließlich leichtem Schnarchen.

Der bisweilen nervige Knuddel-Effekt, den der Roboter mit dem Schaufelbagger-Arm und dem animierten Kindergesicht auslöst, ist beabsichtigt. Denn Cozmo hat mehrere Rollen: Für kleinere Kinder ist das wuselige Maschinchen, das der aufgedrehte kleine Bruder von R2D2 sein könnte, so etwas wie ein künstlicher Spielgefährte. Als Hardware-Tamagotchi fordert Cozmo ständig Aufmerksamkeit, will kleine Spiele spielen. Mit den mitgelieferten "Power-Cubes" zum Beispiel testet Cozmo Aufnahmevermögen und Reflexe: Die drei Würfel sind mit bunten LEDs ausgestattet.

Zeigen zwei Würfel die gleiche Farbkombination, muss der Spieler schneller auf seinen Würfel drücken als der Roboter. Am Ende könnte der Nutzer froh sein, dass die Akkus laut Hersteller nur zweieinhalb Stunden halten. Ganz wie ein kleines Kind kann sich der Roboter aber auch allein mit sich und seiner Umgebung beschäftigen. Er erkundet die Spielfläche, brabbelt mal vor sich hin oder singt. Mit der eingebauten Kamera kann er zudem die Gesichter "seiner" Menschen, Hunde und Katzen erkennen und darauf reagieren.

Für große Kinder dient Cozmo als Lernplattform. Über die App lässt er sich in den "Explorer"-Modus versetzen. Dann kann man ihn programmieren. Dazu dient eine einfache grafische Programmiersprache, mit der sich Befehle wie Legoklötzchen zusammensetzen lassen.

Wer noch tiefer in das Innenleben des Roboters einsteigen will, kann das Software-Entwicklerkit installieren, Cozmo in Python programmieren und sich mit anderen Programmierern austauschen oder ihre Ideen übernehmen.

Eines der Projekte der lebendigen Entwickler-Community, das Explorer-Tool, lässt einen im wahrsten Sinne des Wortes durch die Augen des Roboters blicken. Man kann dabei fest einprogrammierte Verhaltensweisen direkt ansprechen, Cozmo beispielsweise kurz auflachen lassen.

Das sollte man aber nur tun, wenn man sich zuvor nicht allzu intensiv mit dem Maschinchen angefreundet hat. Denn sonst fühlt sich das an, als ob man auf den Hirnzellen seines Haustiers herumdrückt.

Produkt: Cozmo
Hersteller: Anki
Preis: 229,99 Euro

(wst)