Flasche aus Papier

Ein Forscher hat ein biologisch abbaubares Trinkgefäß entwickelt, das sich bereits nach wenigen Wochen auf dem Müll zersetzen kann.

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Nachhaltiger Kunststoff

(Bild: Choose Water)

Lesezeit: 3 Min.
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Kunststoffflaschen sind eigentlich viel zu robust für ein Behältnis, das die meisten Verbraucher nur ein einziges Mal verwenden und dann schlicht wegwerfen. Viele der zumeist aus Polyethylen (PET) bestehenden Flüssigkeitsverpackungen landen schließlich in der Natur und später gar im Meer, wo sie sich nach vielen, vielen Jahren zu Mikroplastik zersetzen, das irgendwann sogar den Menschen selbst belasten kann.

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Ein Recycling von PET und Co. ist zwar möglich, aber energiefressend – hinzu kommen Transportkosten und das Problem, dass wiedergewonnener Kunststoff normalerweise nicht erneut für hygienekritische Anwendungen verwendet werden kann, sondern nur für niederwertigere Zwecke genutzt wird. Der Bestand an Plastik steigt entsprechend Jahr für Jahr.

Aus all diesen Gründen wäre es also wesentlich cleverer, Getränkeverpackungen zu verwenden, die nachhaltig sind – oder sich zumindest in der Natur oder auf dem Müllplatz gleich zersetzen, ohne dass es umweltgefährliche Rückstände gibt. Der junge britische Chemiker James Longcroft von der Durham University hat daher eine Alternative entwickelt: eine Trinkflasche, die biologisch abbaubar ist.

Statt aus Kunststoff wie PET besteht die sogenannte Choose Water Bottle aus festem Papier, das mit einer wasserdichten Beschichtung versehen ist. Letztere ist genauso wie das Papier biologisch abbaubar und stammt aus natürlichen Materialien. Die Details dazu sind Geschäftsgeheimnis. Ungiftig ist die Flasche obendrein.

Besonders interessant ist aber der Abbaumechanismus: Sofort nach Verwendung des Trinkgefäßes soll der Zersetzungsprozess beginnen. Nach maximal drei Wochen ist die Flasche dann aufgrund von Witterungs- und Natureinflüssen verschwunden. Selbst im Ozean baut sich das Gefäß ab. Etwas weniger nachhaltig: Eine dünne Schraubkappe aus Stahl, die die Flasche ebenfalls beinhaltet, soll sich in rund einem Jahr auflösen.

Im Supermarktregal hält sich die Choose Water Bottle laut Longcroft trotzdem ähnlich lang wie eine Kunststoffflasche, denn die Zersetzung beginnt erst nach der Öffnung – die Abbauprozesse werden durch ein Vakuum gestoppt. Um die Idee in die Praxis umzusetzen, wirbt der Chemiker gerade per Crowdfunding um die nötigen Mittel. Ein erstes Finanzierungsziel hat er bereits erreicht – immerhin fast 40.000 britische Pfund kamen auf der Plattform Indiegogo zusammen.

Die Firma ist zunächst als Sozialunternehmen aufgesetzt, das seine Profite Wasserschutzprojekten in Afrika zukommen lassen will. Anfangs verkaufte Longcraft auch selbst noch Plastikflaschen, bis ihm klar wurde, dass er selbst Teil des Problems ist. "Seither ist unsere Firma komplett kunststofffrei."

Sechs Monate entwickelte Longcraft an dem Konzept, bis er etwas hatte "das auch aussah wie eine Flasche". Schließlich dauerte es ein weiteres halbes Jahr, bis Prototypen fertig waren. Dieser musste dann beweisen, dass er kostengünstig genug war und das in ihm gelagerte Wasser auch wirklich frisch hielt.

(bsc)