Facebook erlaubt chinesischen Konzernen Zugriff auf Nutzerdaten

Nicht nur mit Herstellern wie Apple, HTC oder Samsung hat Facebook jahrelang Daten geteilt, sondern auch mit chinesischen. Dagegen gibt es in den USA Bedenken.

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Facebook erlaubt chinesischen Konzernen Zugriff auf Nutzerdaten
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Die am Wochenende bekannt gewordene Weitergabe von Nutzerdaten von Facebook an "Partner" aus der Mobilgeräteindustrie gestaltet sich in einem Aspekt als brisanter als zunächst angenommen. Zu den Begünstigten gehören nicht nur Hersteller aus den USA, Südkorea oder Taiwan, sondern auch aus China, :wie die New York Times am Mittwoch berichtete. Unter den rund 60 Firmen, die an dem Programm teilgenommen haben, sind demnach auch Lenovo, OPPO, TCL sowie Huawei.

Huawei haben US-Geheimdienstler als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingeschätzt. Die US-Regierung prüft derzeit, ob sie den Konzern bestrafen soll wie zuvor den chinesischen Konkurrenten ZTE. Beide Unternehmen sind wegen möglicher Verstöße gegen Handelssanktionen gegen Länder wie den Iran oder Syrien ins Visier des US-Justizministeriums geraten. Dem Bericht der New York Times zufolge sind die Partnerschaften noch aktiv, die Vereinbarung mit Huawei solle aber zum Ende der Woche auslaufen.

Zu den weitergeleiteten Informationen gehören der Nutzername, das Geburtsdatum, Angaben über die berufliche und schulische Laufbahn und der Online-Status. Manche Hersteller sollen auch auf die Daten von Facebook-Freunden, den Beziehungsstatus, religiöse Überzeugungen, politische Einstellungen sowie Termine zugegriffen haben können. Huawei soll über den speziellen Zugang zu Facebook eine eigene "Social App" angefüttert haben, mit denen die Nutzer Nachrichten und andere Inhalte ihrer Social-Media-Konten über eine Anwendung einsehen konnten.

Die "geräteintegrierten" Schnittstellen (APIs) entstammten der Zeit der "frühen Tage des Mobilfunks", in denen es noch keine App-Stores gegeben habe, erläuterte Facebook mittlerweile. Damals habe die Nachfrage nach der Nutzung der Plattform die eigenen Kapazitäten überstiegen, Produktversionen für unterschiedlichste Endgeräte und Betriebssysteme zu entwickeln. Die Kalifornier versuchten nach eigenen Angaben, die Lücke über die APIs zu schließen. Diese erlaubten es den Herstellern, "Facebook-ähnliche Produkterfahrungen" für ihre einzelnen Handys oder Mobilsysteme nachzubauen.

Laut Facebook waren die Verträge mit den Partnern an diesen Zweck gebunden. Entgegen ursprünglicher Behauptungen hätten die beteiligten Firmen "die Facebook-Funktionen des Nutzers nicht ohne dessen Einwilligung in ihre Geräte integrieren" können. Auch die Daten von anderen Mitgliedern seien nur zugänglich gewesen, wenn die User sich dafür entschieden hätten, "ihre Daten mit diesen Freunden zu teilen". Von Missbräuchen des Verfahrens durch Partner wisse Facebook nichts. Es gebe also keine Hinweise darauf, dass die Informationen etwa von den Endgeräten auf Server der angeschlossenen Unternehmen übertragen worden seien.

Da sich iOS und Android mittlerweile weitgehend durchgesetzt hätten, verwendeten immer weniger Firmen die monierten Schnittstellen, schreibt Facebook weiter. Deshalb werde das Programm eingestellt. Aktuell seien mit 22 rund ein Drittel aller dieser Partnerschaften bereits beendet.

Im US-Kongress, wo die Volksvertreter gerade noch den Datenskandal mit Cambridge Analytica aufzuarbeiten versuchen, kommen die Klarstellungen noch nicht sonderlich gut an. Facebook lerne auf harte Weise, dass echte Transparenz ein schwer erreichbarer Standard sei, erklärte der Leiter des Wirtschaftsausschusses des Senats, der Republikaner John Thune. Der Demokrat Mark Warner will von dem Konzern vor allem wissen, wie er sichergestellt habe, dass die Nutzerinformationen nicht doch an chinesische Server geschickt worden seien. Öffentliche Bedenken gegen Huawei gebe es schon seit vielen Jahren aufgrund der engen Beziehungen der Firma zur chinesischen Regierung. (anw)