NGO: Amazon-Zulieferer Foxconn produziert unter illegalen Arbeitsbedingungen

Ein Bericht von China Labor Watch beklagt die illegalen Arbeitsbedingungen in einer chinesischen Foxconn-Fabrik, in der auch Amazon Echo Dots produziert werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 117 Kommentare lesen
Foxconn

(Bild: dpa, Ritchie B. Tongo)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

In einer chinesischen Fabrik des Auftragsfertigers Foxconn in Hengyang in der Provinz Hunan wurde offenbar systematisch gegen geltendes Arbeitsrecht verstoßen. Zu diesem Schluss kommt ein Untersuchungsbericht der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation (NGO) China Labor Watch. Wie die neunmonatige Untersuchung ergab, sollen Löhne nicht in der gesetzlich festgelegten Höhe gezahlt und zu viele Tagelöhner in der Fabrik beschäftigt worden sein. Bei Krankheit hätten angestellte Mitarbeiter kein Geld erhalten und seien beim Ausbleiben von Aufträgen unbezahlt beurlaubt worden. Außerdem hätten die Arbeiter in Spitzenzeiten bis zu 100 Überstunden pro Monat geleistet.

Der Online-Händler Amazon, der in Hengyang seine Smart Speaker Echo und den E-Book-Reader Kindle bauen lässt, habe den Bericht mittlerweile bestätigt und will die Missstände beseitigen.

China Labor Watch hatte von August 2017 bis April 2018 als Tagelöhner getarnte Ermittler in die Foxconn-Fabrik eingeschleust, die dabei eine Reihe von Verstößen hinsichtlich geltender Arbeitsbedingungen herausfanden. Dabei sollen sie festgestellt haben, dass mehr als 40 Prozent der Beschäftigten aus Tagelöhnern bestand, erlaubt seien zehn Prozent. Die Tagelöhner seien dabei gegenüber angestellten Arbeitern gleicher Position deutlich schlechter gestellt, heißt es in dem Bericht. Demnach hätten die Tagelöhner lediglich ein Sicherheits-Training von acht Stunden erhalten, gesetzlich vorgeschrieben seien mindestens 24 Stunden. Die regulär Beschäftigten bekämen demgegenüber ein Training von fünf Tagen Dauer, um die Sicherheit im Betrieb zu gewährleisten. Die Tagelöhner hätten außerdem Gebühren für ihre Eingangsuntersuchung bezahlen müssen, die für die restliche Belegschaft kostenfrei gewesen sein soll.

Neben diesen Benachteiligungen seien die Tagelöhner ohne Kranken- und Sozialversicherung beschäftigt worden. Zahlungen in Vorsorgefonds seien nicht erfolgt. Während die Tagelöhner in Zeiten mit wenigen Aufträgen nach Hause geschickt worden seien und kein Geld bekommen hätten, mussten sie in Spitzenzeiten bis zu 100 Überstunden im Monat leisten. Erlaubt sind in China 36 Überstunden pro Monat. In einigen Fällen hätten Mitarbeiter über einen Zeitraum von 14 Tagen ohne einen freien Tag gearbeitet.

Der Verdienst falle mit umgerechnet 2,26 US-Dollar pro Stunde sehr niedrig im Vergleich zum Durchschnittsverdienst in der Region aus. Um überhaupt genügend für den Lebensunterhalt zu verdienen, hätten die Arbeiter deshalb Überstunden machen müssen. Die seien bei den Tagelöhnern allerdings nach dem normalen Stundensatz ausgezahlt worden und nicht nach dem vorgeschriebenen erhöhten Satz für Überstunden. In manchen Fällen seien die Überstunden von Foxconn zur Strafe beschnitten und überhaupt nicht ausgezahlt worden, beispielsweise wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen oder unentschuldigt gefehlt hätten.

Der Bericht deckt eine Reihe weiterer Missstände auf: So seien die Schlafbereiche ungenügend brandschutzgesichert und es gäbe nur ungenügende Schutzkleidung. Eine funktionierende Gewerkschaft gäbe es nicht, die beispielsweise verbale Beschimpfungen durch die Geschäftsleitung verhindern könnte, schreibt China Labor Watch.

Amazon hat nach Mitteilung des britischen The Guardian auf einen Brief von Li Qiang, Chef von China Labor Watch, an Amazon-CEO Jeff Bezos reagiert, in dem Li Quiang Bezos aufforderte, die "unethischen und illegalen" Produktionsbedingungen in der Foxconn-Fabrik zu beseitigen. Wie The Guardian berichtet, hätte Amazon im März 2018 bereits ähnliche Beobachtungen in der Foxconn-Fabrik gemacht. Foxconn sei deshalb jetzt von Amazon aufgefordert worden, die Probleme umgehend zu beseitigen. Amazon wolle die Bedingungen bei seinen Auftragsfertigern künftig kontinuierlich überwachen. (olb)