Arbeiten mit Robotern

In Zukunft werden wir nicht nur manche Aufgaben ganz an Roboter abgeben, sondern auch mit ihnen zusammenarbeiten müssen. Drei Experten geben Tipps, wie diese Kooperation gut werden kann.

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Von
  • James Temple
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Trotz ominöser Videos von treppensteigenden oder Türen öffnenden Robotern steht die Machtübernahme der Maschinen nicht unmittelbar bevor. Trotzdem wird Automation rasch immer leistungsfähiger, und zukünftige Karrieren werden stark von Robotern abhängen. Bei der Konferenz EmTech Next von MIT Technology Review Anfang Juni sprachen deshalb drei Experten für Künstliche Intelligenz, Robotik und Bildung über die Zukunft des Verhältnisses zwischen Menschen und Robotern am Arbeitsplatz.

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Inzwischen sind Maschinen-Mitarbeiter zum Beispiel in der Lage, Pflegepersonal in hektischen Krankenhäusern zu unterstützen oder in einem vollen Lagerhaus die richtigen Waren aus Regalen zu nehmen. Doch mit dem zunehmenden Einsatz neuer Technologien am Arbeitsplatz müssen wir bessere Methoden entwickeln, wie menschliche Arbeitskräfte mit den Maschinen interagieren, betonten die Experten.

Julie Shaw leitet die Interactive Robotics Group am MIT. Nach ihren Worten ist unsere Nutzung von Robotern heutzutage noch „ziemlich begrenzt“. So setze Amazon in seinen Lagerhäusern zwar Roboter ein, doch die seien auf abgetrennten Flächen untergebracht. Und auch die Fließband-Robotern in Auto-Fabriken würden neben Menschen, aber nicht wirklich mit ihnen arbeiten.

Wie Shaw erklärte, sind wir sehr gut in der Arbeit in menschlichen Teams – auf dem Fußballfeld, im Operationssaal oder in einem fahrenden Lastwagen. Doch selbst dafür braucht es Übung. Um sich mit anderen zu koordinieren, muss ein Mensch (oder auch ein Roboter) in der Lage sein, zu schlussfolgern, was ein anderer denkt, vorwegzunehmen, was ein anderer als Nächstes machen wird, und rasch Anpassungen vorzunehmen, wenn sich die Lage anders entwickelt als erwartet.

Shaw arbeitet daran, das auch mit Robotern möglich zu machen. Sie führte ein Beispiel aus ihrem Labor vor, bei dem Forscher jahrelang mit einem Krankenhaus in Boston zusammenarbeiteten, um zu verstehen, wie das Personal in einer Entbindungsstation Entscheidungen über Patienten trifft. Diese Daten nutzten sie dann, um Robotern dabei zu helfen, die Abläufe ebenfalls zu verstehen. Anschließend konnten sie Whiteboards mit Patienten-Informationen lesen und konkrete Vorschläge dazu machen, welche Patientin zum Beispiel einen Kaiserschnitt braucht und welche Schwester sich um sie kümmern sollte.

In der Theorie mag sich das sehr nützlich anhören – und in dem von Shah gezeigten Videos sah es auch so aus, denn Schwestern konnten darin einen mobilen Roboter „was ist eine gute Entscheidung“ fragen und bekamen sofort Antworten. Trotzdem ist es noch immer sehr schwierig, herauszufinden, wie wir mit Robotern zusammenarbeiten können, selbst wenn sie gut funktionieren.

Der Grund dafür ist, dass wir an die Zusammenarbeit mit anderen Menschen gewöhnt sind, nicht mit Robotern – die sind uns laut Shah „im Grunde fremd“. Die Zusammenarbeit könnte Vorteile haben, aber nur wenn wir die richtigen mentalen Modelle dafür finden.

Melonee Wise ist CEO von Fetch Robotics und eine der Innovatoren unter 30 von MIT Technology Review im Jahr 2015. Nach ihren Worten wird es auch wichtig sein, herauszufinden, für welche Arbeiten Roboter nicht geeignet sind. Einige stark koordinierungsbedürftige Aufgaben – etwas das Zusammenschrauben von Teilen – sind für sie nicht praxisgerecht, sagte sie.

Unter Roboter-Forschern gewinnt die Vorgehensweise an Bedeutung, Robotern die Erledigung einer Aufgabe beizubringen, indem man sie ihnen vorführt. Laut Wise aber ist das nicht immer möglich (Sie können ja mal versuchen, einem Roboter beizubringen, wie man einen Pfannkuchen wendet).

Sie haben die Sorge, dass Ihr Job in nicht allzu ferner Zukunft von einer Maschine übernommen wird? Hier sind ein paar Tipps, wie Sie diesem Schicksal entgehen – und lernen können, mit Ihren zukünftigen Roboter-Kollegen zu koexistieren.

Immer weiter lernen: Joseph Aoun ist President der Nortwestern University und Autor von Robot Proof: Higher Education in the Age of Artificial Intelligence. Er bezeichnet anhaltendes Lernen als „unverzichtbar“ für Menschen, weil KI die Arbeitswelt verändere. Außerdem setzt er sich für erfahrungsbasiertes Lernen ein, bei dem Studenten zum Beispiel langfristige Praktika machen, in denen sie kreativ arbeiten und forschen können.

Auf die Stärken konzentrieren: Ein weiterer Hinweis von Aoun: Menschen sind gut darin, kreativ und unternehmerisch zu sein, in Teams zu arbeiten und Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Zusammenarbeit lernen: In ihrer Forschung hat Shah festgestellt, dass viele Menschen sich schwertun, mit Robotern zusammenzuarbeiten – auch dann, wenn der Roboter perfekt funktioniert. Sie neigen dazu, ihre Arbeit von der des Roboters zu trennen und wenig davon abzugeben. Dies kann die Ausführung insgesamt weniger effizient machen, was weder den Menschen noch den Robotern nützt.

(sma)