Banken und Fintechs: Kooperation statt Konfrontation

Großbanken und Finanz-Startups setzen auf Zusammenarbeit. Das ist eine Erkenntnis der Fintech-Konferenz MoneyConf. Ganz ohne Regulierung geht das jedoch nicht.

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MoneyConf 2018: Konsolidierung und Regulierung
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Montz

Die große, allumfassende Disruption im Finanzwesen ist abgeblasen. Dieser Eindruck ergab sich zumindest auf der Finanztech-Konferenz MoneyConf, die Mitte der Woche in Dublin stattgefunden hat. Es herrschte eher eine Atmosphäre des produktiven Austausches innerhalb des Fintech-Sektors. Die etablierten Banken bauen ihre Kooperationen mit den Fintechs, also den Finanz-Startups, aus oder schlucken sie, um ihr Angebot auf die Bedürfnisse der Kunden zuzuschneiden.

Die in der überarbeiteten EU-Zahlungsdienstleister-Richtlinie PSD2 verankerte Vorschrift, dass die etablierten Banken Drittanbietern APIs für den Datenaustausch bereitstellen müssen, soll innerhalb der EU ganz bewusst als Katalysator für diesen Prozess dienen. Nach anfänglich erheblicher Skepsis haben sich die etablierten Banken nach eigener Aussage mittlerweile größtenteils mit der Verpflichtung abgefunden und gehen sie pragmatisch an, soweit das bereits möglich ist. Denn die technischen Regulierungsstandards für PSD2, die starke Kundenauthentifizierung sowie übergreifende und offene Kommunikation sicherstellen sollen, hat die EU-Kommission erst Ende November 2017 in Kraft setzen können. Da die Banken obligatorisch 18 Monate Zeit für deren Umsetzung bekommen, sind tatsächlich nutzbare APIs erst im Lauf des Jahres 2019 zu erwarten – zumal die APIs auch noch zertifiziert werden müssen.

Viel Einigkeit beim Thema PSD2: Sébastien de Brouwer (Europäischer Bankenverband), Séverin Cabannes (Société Générale), Ruth Wandhöfer (Citigroup). Nicht im Bild: Moderator Edward Robinson (Bloomberg News).

(Bild: Harry Murphy/MoneyConf via Sportsfile)

Sébastien de Brouwer vom Europäischen Bankenverband, Ruth Wandhöfer von der Citigroup und Séverin Cabannes von der Société Générale waren sich in einer Diskussionsrunde einig, dass die Chancen der APIs ihre Risiken überwiegen. So böten sich Kooperationschancen zwischen Fintechs und großen Banken an, die noch gar nicht in ihrer vollen Tragweite abzusehen seien. Die Regelung bei den APIs könne als Chance begriffen werden, bewusster und anlassbezogener mit Kundendaten umzugehen. Auf jeden Fall seien die APIs grundsätzlich dem Screen Scraping mit seiner de facto unkontrollierten Datenerfassung vorzuziehen. Einige Fintechs haben mit dieser Technik quasi "hintenrum" ohne APIs auf die Daten von Banken zugegriffen.

Regulierung war nicht nur bei PSD2 ein Thema, sondern auch bei den Kryptowährungen: So erwarteten viele Teilnehmer, darunter auch de Brouwer, dass mittelfristig eine staatliche Aufsicht kommen werde, um Schutzmechanismen zu schaffen. Unklar blieb, ob dies zunächst individuelle und institutionelle Anleger oder die Währungen selbst betreffen wird – bei Letzteren wären durch ihre dezentrale, über viele Länder verteilte Struktur insbesondere die großen Währungen wie Bitcoin deutlich schwieriger in ein einheitliches Regelwerk zu zwingen. Anders sieht dies bei den Initial Coin Offerings (ICO) aus, die mittelfristig stärkeren Regularien unterliegen könnten, um das 51-Prozent-Problem innerhalb der Blockchains von Kryptowährungen mit geringer Verbreitung besser in den Griff zu bekommen.

Die MoneyConf fand zum vierten Mal statt. Der Fintech-Kongress ist ein Ableger des Web Summit. Dieses Jahr besuchten nach Veranstalterangaben über 5000 Teilnehmern die MoneyConf. (mon)