"Hackbacks": Bundeswehr-Hacker könnten jetzt zurückschlagen

Bei Angriffen auf IT-Netze in Deutschland sind Hacker des "Zentrums Cyber-Operationen" der Bundeswehr bereit zum Gegenschlag – wenn die Politik sie lässt.

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(Bild: dpa, Oliver Berg/Archiv)

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Sollten feindliche Hacker Computernetze in Deutschland angreifen, wäre das Cyberkommando der Bundeswehr für einen Gegenschlag bereit: Laut einem internen Bericht des Verteidigungsressorts sind die Hacker des "Zentrums Cyber-Operationen" mittlerweile dazu in der Lage, "aktiv im Cyber-Raum aufzuklären und zu wirken". Das berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe.

Die derzeit etwa 100 Personen umfassende Einheit habe Gegenschläge im Netz – "Hackbacks" genannt – bislang nur in Planspielen getestet. Die Fähigkeiten seien inzwischen zu einem "essenziellen Beitrag zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge" ausgebaut worden, legt das Ministerium dar, und will die Hackertruppe auf 300 Mann vergrößern.

Über eine Erlaubnis zu solchen Gegenschlägen sei in der Politik allerdings noch keine Einigkeit erzielt, schreibt das Magazin. Das Verteidigungsministerium warnt indes in seinem Papier bereits vor neuen, größeren Bedrohungen durch Quantencomputing. Die dadurch mögliche Wirkungslosigkeit derzeit eingesetzter asymmetrischer Kryptografieverfahren zur Verschlüsselung stelle eine "fundamentale Bedrohung wesentlicher kritischer Infrastrukturen" dar, beispielsweise im Bankensektor oder im Bahn- und Flugverkehr.

Die Bundeswehr verfolgt im "Cyber- und Informationsraum" zahlreiche Projekte, die bis spätestens 2021 ihren vollen "Wirkbetrieb" aufnehmen sollen, darunter etwa das Absichern von Gefechtskommandos per Blockchain-Technik. Anlässlich der Indienststellung des Bundeswehr-Cyberkommandos 2017 wurde das "Hackback" als Teil einer Abschreckungstheorie näher erläutert: Ein Aggressor müsse die Abschreckung sofort nach seiner Identifizierung (sofern sie eindeutig möglich sei) zu spüren bekommen, und sie sei auch nicht auf den Cyber-Bereich beschränkt. Im Rahmen der Null-Toleranz-Richtlinie könnten weitere Maßnahmen folgen.

Zur Cyber-Verteidigung kann aber auch eine "offensive Fähgkeit" gehören: Angeblich bereitet die Bundeswehr bereits seit 2016 selbst Cyber-Angriffe vor. Für ihre Anstrengungen im IT-Bereich sucht die Bundeswehr händeringend Nachwuchs, wirbt etwa mit "Cyber Days" und LAN-Partys und sucht Rekruten dafür auch unter "unsportlichen Studienabbrechern". Die hybride Kriegsführung mit Cyber-Mitteln trainiert die Bundeswehr auch im Rahmen von NATO- und EU-Übungen. (tiw)