Keine Garantie bei iPhone-Fremdreparatur: Millionenstrafe für Apple

Der Konzern hat iPhone-Nutzer durch Falschangaben über ihre Verbraucherrechte getäuscht, urteilte ein australisches Gericht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 95 Kommentare lesen
Touch ID

Wird der Home-Button durch Dritte repariert, verliert der Fingerabdrucksensor seine Funktion.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Der Federal Court of Australia hat eine Strafzahlung in Höhe von umgerechnet knapp 8 Millionen Euro gegen Apple verhängt, wie die australische Wettbewerbs- und Verbraucherbehörde Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) mitteilte. Der Konzern habe Kunden durch Falschangaben über ihre gesetzlichen Rechte in die Irre geführt: Besitzern eines defekten iPhones oder iPads sei mitgeteilt worden, dass ihnen keine Garantie- und Ersatzleistungen zustehen würden, wenn das Gerät zuvor durch unautorisierte Dritte repariert worden ist. Dies sei ein Verstoß gegen australisches Verbraucherrecht.

Das Gericht habe erklärt, dass eine Fremdreparatur von iPhone und iPad keinen Garantieverlust nach sich ziehen dürfe. Auch Ansprüche auf ein Ersatzgerät bei einem vom Hersteller verschuldeten Defekt würden dadurch nicht erlöschen, wie die Verbraucherbehörde betonte.

Die ACCC war in Reaktion auf den sogenannten “Fehler 53” im vergangenen Jahr gegen Apple vor Gericht gezogen: Hatte ein Nutzer den Home-Button durch einen nicht autorisierten Händler tauschen lassen, konnte durch die Installation eines System-Updates plötzlich das komplette iPhone lahmgelegt werden – iTunes zeigte dann eine Meldung zu einem Fehler 53. Betroffene Nutzer, deren Gerät zuvor von einer freien Werkstatt repariert worden war, wurden von Apple zwischen Februar 2015 und Februar 2016 abgewiesen, so die ACCC.

Eine zusätzliche, eigentlich nur für Testzwecke gedachte Sicherheitsprüfung habe die Geräte bei Updates oder einer Wiederherstellung automatisch lahmgelegt, wenn keine ordnungsgemäße Kopplung zwischen dem Touch-ID-Sensor im Home-Button und der Secure Enclave – ein in Apples A-Chip-Reihe integrierter Koprozessor für Verschlüsselungsaufgaben – festgestellt werden konnte, teilte der Hersteller damals mit. Nur Apple und autorisierte Händler sind mit einer Spezialmaschine in der Lage, diese Kopplung nach einer Reparatur wieder vorzunehmen, dies soll ungewollte Manipulationen verhindern. Mit einem späteren iOS-Update räumte Apple das Fehler-53-Problem aus.

Apple hatte sich auf Druck der ACCC zuvor bereits bemüht, rund 5000 betroffene australische Nutzer zu entschädigen. Der Konzern habe außerdem in Aussicht gestellt, Mitarbeiter besser in Hinblick auf die Verbraucherrechte zu schulen und die Garantieangaben auf der Webseite zu überarbeiten, schreibt die Verbraucherbehörde. Apple habe sich zudem dazu verpflichtet, defekte iPhones durch ein Neugerät zu ersetzen statt durch aufbereitete (“refurbished”) Hardware, wenn der Kunde dies verlange.

Lesen Sie auch:

(lbe)