Internet der Dinge und Edge-Computing: Große Pläne auf dem SAS Forum 2018

Viele Unternehmen hoffen auf das Edge-Computing. Auch SAS hat für seine BI- und Analytics-Dienste große Pläne, wie das Unternehmen auf seinem Forum 2018 zeigte.

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Analyse: SAS zeigt seine Pläne fürs Edge-Computing
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Alljährlich treffen sich auf dem Forum des BI- und Analytics-Spezialisten SAS die Profi-Nerds. Sie diskutieren über wissenschaftliche Methoden, Technik und neue Anwendungen. Einer der Schwerpunkte der diesjährigen Veranstaltung war das Thema IoT – insbesondere Edge-Computing.

Ein Bereich, dem Analysten eine äußerst dynamische Entwicklung voraussagen. Gartner meint beispielsweise, dass schon in vier Jahren Systeme außerhalb des traditionellen Rechenzentrums 75 Prozent der Unternehmensdaten generieren und verarbeiten. Folglich sehen alle Infrastrukturanbieter hier große Wachstumschancen. HPEs CEO Antonio Neri kündigte auf der jüngsten Kundenveranstaltung an, dass man vier Milliarden US-Dollar für ein Forschungsprogramm bereitgestellt habe, das Produkte, Dienste und Analysemodelle im Bereich Edge-Computing entwickeln soll. Auch die Cloud-Anbieter wollen mitverdienen: Microsoft, Google und Amazon bieten passende Werkzeuge zum Anbinden und Auswerten an.

Doch eine gravierende Hürde steht diesen Diensten im Weg: Die immense Bandbreite, die diese massenhaften Datenströme benötigen, sowie die Latenzzeiten, die ein schnelles Reagieren erfordern. Zwar meint Gartner, dass schon in zwei Jahren die Edge-Computerleistung an die normaler Rechenzentren heranreichen wird, doch noch ist es nicht soweit.

Michael Dell spricht deshalb von einer Übergangsphase, die er "Distributed Core" nennt. Das bedeutet, dass die unterste Edge-Ebene die Daten erfasst und für eine weitere Verarbeitung aufbereitet. Auf einer neuen, darüber liegenden Core-Ebene finden erste operationelle Analysen statt, die zu direkten Steuerungen führen. Außerdem aggregiert und priorisiert sie die Datenströme. Erst danach kommt die Cloud oder das In-House Rechenzentrum an die Reihe.

Genau an diesem Punkt setzen die klassischen BI- und Analytics-Anbieter an. Sie fokussieren sich im Zuge ihrer Neuausrichtungen immer stärker auf IoT und hier vor allem auf das Vorverlageren der Analysen an die äußerste Peripherie der IT-Netze. Damit wollen sie die Datenmengen soweit reduzieren, dass es keine Bandbreitenprobleme gibt und der Nutzer mit wesentlich kürzeren Latenzen arbeiten kann.

"Unser Ziel ist es, Sensordaten schon so früh wie möglich zu verarbeiten, um damit die nachfolgende Infrastruktur so wenig wie möglich zu belasten", sagte Analytics-Expertin Nicole Tschauder in ihrer Präsentation. Sie teilt diesen Prozess in sieben Schritte auf: Datentransformation, -vorverarbeitung, intelligente Filterung, Dimensionen reduzieren, Merkmale extrahieren, Performance überwachen und Anomalien erkennen.

Mit Modellen, die über diese Funktionen bereits in unmittelbarer Nähe zum Sensor verfügen, lassen sich direkte Ergebnisse erzielen. Ein Beispiel dafür ist das Erkennen eines Asthmaanfalls mithilfe von Atmungssensoren. Der Atmungsrhythmus und die weiteren gemessenen Schwingungen analysiert eine Kurzzeit-Fourier-Transformation. Als Ergebnis erkennt das System Asthmaanfälle automatisch und löst entsprechende Alarme aus. Ein anderes Beispiel ist die Datenbereinigung der Robust Principal Component Analysis (RPCA), die die Daten eines Solarparks so bereinigt, dass er ausschließlich plausible Werte weiterleitet. Als drittes Beispiel zeigte Tschauder wie sich mithilfe der Support Vector Data Description (SVDD) der Leistungsabbau bei Turbinentriebwerken erkennen lässt.

Doch weder die Analyse noch die Modellierung und die zugehörigen Programme sind besonders neu. Das Besondere ist vielmehr, dass SAS diese Abläufe jetzt an die äußersten Endpunkte der IoT-Infrastruktur bringen will. "Streaming Analytics" nennt Tschauder ihr Gesamtkonzept einer Edge-basierten Analytics-Plattform. "Der intelligente Umgang mit IoT-Daten und die Erschaffung von signifikantem Geschäftswert erfordert neue analytische Techniken und neue Wege zu deren Anwendung", fasst sie die SAS-Pläne zusammen.

SAS befindet sich in einer Phase der Umorientierung, denn die Cloud- und die ERP-Provider bieten inzwischen ebenfalls Analytics- und BI-Anwendungen an. Der Fokus richtet sich jetzt auf KI, mit all seinen Facetten und Beratungsdiensten. Umberto Michelucci, Analytics-Architekt beim SAS-Kunden Helsana Versicherung, brachte es auf den Punkt: "Analytics-Produkte sind längst zu Commodities geworden. Wir sehen unsere zukünftige Zusammenarbeit mit SAS vor allem im Bereich Know-how-Beratung und -Transfer." (fo)