Mini-PC-Test: Intels ziegelsteingroßer Spiele-NUC mit AMD Vega-Grafik

Intel vereint im NUC8I7HVK einen aktuellen Core i7 und AMDs Vega-Grafik. Der Mini-PC taugt dank sechs 4K-tauglichen Display-Anschlüssen auch fürs Büro.

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Test:Intels ziegelsteingroßer Spiele-Rechner mit AMD Vega-Grafik
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Inhaltsverzeichnis

Schon optisch geht Intel beim bislang leistungsstärksten Mini-PC der Serie Next Unit of Computing (NUC) in die Vollen: Nach dem Einschalten des NUC8I7HVK "Hades Canyon" erscheint im Deckel ein blau leuchtender Totenkopf mit feuerroten Augenhöhlen. Unter der schwarzen Haube sitzt der erste Prozessor, der eine Intel-CPU mit einer Radeon-Vega-GPU von AMD kombiniert. Dank dieser Kombination soll der lediglich 4,3 Zentimeter flache Rechner genug Leistung für VR-Anwendungen und 3D-Spiele liefern.

Wie bei der gesamten NUC-Familie üblich, verkauft Intel den NUC8I7HVK als PC-Barebone. Zum kompletten System benötigt man noch eine M.2-SSD, ein oder zwei DDR4-SODIMMs sowie ein Betriebssystem. Das Testgerät, das uns Intel zur Verfügung gestellt hat, war mit zwei schnellen DDR4-3200-Modulen mit je 8 GByte Kapazität und zwei M.2-Speicherkärtchen ausgestattet. Das installierte Betriebssystem Windows 10 startete dabei nicht von der 512 GByte großen SATA-SSD Intel 545s, sondern von einer Intel Optane 800P (120 GByte) mit dem Flash-Nachfolger 3D XPoint. Damit beläuft sich der Gesamtpreis für das Testsystem auf 1450 Euro, wovon rund 900 Euro auf den NUC entfallen.

Nach dem Einschalten benötigt der Mini-PC lediglich 17 Sekunden bis zum Windows-Desktop. Programme, die auf dem Optane-Speicher mit PCI-Express-3.0-x2-Anbindung liegen, starten subjektiv noch einen Zacken flotter als von PCIe-SSDs mit Flash-Chips, weil die Latenzen noch etwas kürzer sind. Die vier CPU-Kerne des aufgelöteten Mobilprozessors Core i7-8809G eignen sich dank einem Turbotakt von bis zu 4,2 GHz und Hyper-Threading auch für anspruchsvolle Anwendungen wie Raw-Fotobearbeitung.

Die Grafikausgabe übernimmt die GPU Radeon RX Vega M GH, die auf demselben Chipträger wie die CPU sitzt. Untereinander kommunizieren sie über acht PCI-Express-3.0-Lanes. Dem Vega-Grafikchip mit 1536 Shader-Kernen (24 Compute Units) stehen 4 GByte HBM2-Speicher zur Seite. Im Unterschied zu Radeon-Grafikkarten mit HBM-Speicher tauschen GPU und Grafikspeicher Daten nicht über einen ins Substrat eingearbeiteten Interposer aus. Stattdessen kommt eine kostengünstigere Embedded Multi-Die Interconnect Bridge – kurz EMIB – zum Einsatz, bei der die 1024 Datenleitungen durch das Trägermaterial verlaufen. Neben dem hohen Speicherdurchsatz von 205 GByte/s hat HBM2-Speicher den Vorteil, dass der Platzbedarf des lediglich 1,7 Millimeter hohen Chipstapels wesentlich geringer als bei herkömmlichen Grafikspeichern ist.

Quad-Core-CPU (rechts), Vega-GPU und HBM2-Speicher des Core i7-8809G sitzen im NUC8I7HVK dicht zusammen. Das spart wertvollen Platz in Notebooks und Mini-PCs.

In der Praxis reicht die 3D-Leistung des NUC-Rechners, um aktuelle Spiele wie Rise of the Tomb Raider, Assassin’s Creed Origins und Playerunknown’s Battlegrounds bei hoher Detailstufe in Full-HD-Auflösung flüssig darzustellen. Im Vergleich zu unseren deutlich voluminöseren Bauvorschlägen aus c’t 26/2017 liegt die Spiele-Performance des Mini-PC mit der Radeon RX Vega M GH etwas oberhalb des halb so teuren Budget-Gamers mit GeForce GTX 1050 Ti. Intel bewirbt den NUC8I7HVK zudem als VR-Maschine. Die synthetischen Benchmarks Steam-VR-Performance-Test und Superpostion Optimum bescheinigen ihm VR-Tauglichkeit für Oculus Rift und HTC Vive. Im Praxistest lag die Bildrate bei VR-Anwendungen immer so hoch, dass keinerlei Ruckler auftraten.

Außer zum Spielen eigenet sich der NUC auch als Multimonitor-Arbeitsplatz. Er kann per DisplayPort 1.4, HDMI 2.0 und Thunderbolt 3 sechs 4K-Displays mit 60 Hz ansteuern und übertrifft damit die Fähigkeiten der meisten Desktop-PCs. Die Wiedergabe von 4K-Videos im HEVC-Format übernimmt der sparsamere Hardware-Decoder der Vega-GPU und entlastet dadurch die CPU-Kerne. Mit der bei Redaktionsschluss zur Verfügung stehenden Grafiktreiber-Version klappte das aber nicht mit dem vor allem bei YouTube genutzten VP9-Format. Dort musste der Prozessor die Hauptarbeit leisten. Fun Fact am Rande: Die Oberfläche des Intel-Grafiktreibers gleicht der des Adrenalin-Treibers für Radeon-Grafikkarten von AMD, ist statt in Rot- in Blautönen gehalten und mit einem Intel-Logo versehen.

Den Treiber für die Vega-GPU des Core i7-8809G bietet allein Intel zum Download an, auch wenn sich die Oberfläche kaum von der vom AMD-Treiber für Radeon-Grafikkarten unterscheidet.

Bei CPU- und 3D-Last ist das Rauschen der beiden 7-cm-Lüfter auf dem Dampfkammerkühler des Prozessors deutlich wahrnehmbar. Arbeiten die vier Prozessorkerne und der Vega-Grafikchip alle mit Volllast, stört der Lärm. Die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems beträgt dabei 240 Watt. Die von Intel angegebene Thermal Design Power von 100 Watt für den Core i7-8809G überschreitet der Kombiprozessor wohl, auch wenn die ausgelesenen Werte etwas anderes vorgeben. Im Leerlauf kommt der kompakte Rechner hingegen mit 14 Watt aus und ist dabei kaum zu hören.

Zur Ausstattung des NUC zählen drei Typ-C-Buchsen. Die hinteren Thunderbolt-3-Ports liefern mit USB-3.1-Gen2-Geräten etwas weniger Durchsatz als die Buchse in der Front, die an einem Asmedia-Chip hängt. Außer mit WLAN und Bluetooth ist der Mini-PC mit zwei Gigabit-Ethernet-Buchsen ausgestattet. Per Windows-Software und im BIOS-Setup lassen sich die Farben der RGB-LEDs des Logos wählen. Praktisch ist die Funktion, die Belegung der drei Status-LEDs mit SSD- und Netzwerkzugriff, WLAN-Zustand oder Leistungsaufnahme einstellen zu können.

Der Mini-PC NUC8I7HVK taugt fürs Full-HD-Gaming sowie für VR-Anwendungen und belegt kaum Platz auf dem Tisch. Der Kombiprozessor mit Vega-GPU liefert eine 3D-Performance auf dem Niveau von Desktop-PC-Grafikkarten, die 200 Euro kosten. Zudem hat Intel dem NUC ein umfangreiches Schnittstellenangebot mit sechs Display-Anschlüssen, Thunderbolt 3 und zwei Ethernet-Buchsen spendiert. Die geringe Größe muss man allerdings mit einem Systempreis von deutlich über 1000 Euro und Kompromissbereitschaft beim Geräuschpegel bezahlen.

Spieletauglicher Mini-PC Intel NUC8I7HVK
Hardware-Ausstattung Testgerät
CPU / Kerne / Takt (Turbo) Core i7-8809G / 4+HT / 3,1 (3,9 bis 4,2) GHz
RAM (Typ / Max ) / -Slots (frei) 16 GByte (DDR4-3200 / 32 GByte) / 2 (0)
Grafik (-speicher) Intel HD Graphics 630 & Radeon RX Vega M (4 GByte HBM2)
Chipsatz / TPM HM175 / TPM 2.0
Erweiterungs-Slots (nutzbar) 2 × M.2-2280 (2), 1 × M.2-2240 (0)
Kartenleser / Kensington-Lock SD, SDHC, SDXC / ✔
Sound-Chip (Chip) HD-Audio (Realtek ALC 700)
Netzwerk-Interface (Chip, Anbindung) 2 × 1 GBit/s (I219-LM, Phy & I210-AT, PCIe)
WLAM (Chip, Anbindung) 802.11ac, 867 MBit/s (Wireless-AC 8265, PCIe)
Abmessungen (B × H × T) / Gehäuselüfter (geregelt) 22,2 cm × 4,3 cm × 14,2 cm) / 2 × 7 cm (✔)
Netzteil (Leistung) LiteOn PA-1231-12, 19,5 V, extern (230 Watt)
Anschlüsse hinten 1 × HDMI 2.0b, 2 × Mini-DisplayPort 1.4, 2 × Thunderbolt 3.0 (USB 3.1 Gen2 Typ C), 1 × analog Audio / SPDIF Out optisch, 4 × USB 3.0, 2 × LAN
Anschlüsse vorn, oben und seitlich 2 × USB 3.0, 1 × analog Audio, 1 × HDMI 2.0b
Zubehör / Handbuch VESA-Halterung / Kurzanleitung
Elektrische Leistungsaufnahme, Datentransfer-Messungen und Geräuschentwicklung
Soft-Off (mit ErP) / Energie Sparen / Leerlauf 1,7 W / 2,8 W / 13,5 W
Volllast: CPU / CPU und Grafik 108 W / 240 W
USB 3.0 / USB 3.1 Gen 2 Typ-C hinten / vorne: Lesen (Schreiben) 455 (444) / 875 (878) / 1029 (980) MByte/s
LAN 1/2: Empfangen (Senden) 118 (119) / 119 (119) MByte/s
SDXC-Card: Lesen (Schreiben) 85,0 (85,0) MByte/s
Geräuschentwicklung: Leerlauf / Volllast (Note) < 0,1 Sone (++) / 2,3 Sone (––)
CPU- / GPU-Last (Note) 1,2 Sone (o) / 1,8 Sone (–)
Funktionstests
Secure-Boot ab- / CSM einschaltbar ✔ / ✔
Wake on LAN: Standby / Soft-Off ✔ / X
USB: 5V in Soft-off / Wecken per USB-Tastatur aus: Standby / Soft-Off) ✔ / ✔ (X)
Bootdauer bis Login 17 s
Parallelbetrieb (Digital Monitore) 2 × HDMI + 2 × Mini-DisplayPort + 2 × Thunderbolt Typ C
4K: HDMI / DisplayPort / Thunderbolt 60 Hz / 60 Hz / 60 Hz
analog Mehrkanalton (Art) / 2. Audiostrom Stereo / n. v.
SPDIF Frequenzen out 48 kHz
Systemleistung
BAPCo SYSmark 2014 SE 1443
Cinebench R15 Rendering: Single- / Multi-Thread 178 / 859
Steam VR / Superpostition Optimum 4,6 / 6171
3DMark: Fire Strike 8492
Rise of the Tomb Raider, hoch, DX12: Full-HD SMAA / Ultra-HD kein AA 60 / 24 fps
Deus Ex Mankind Divided, hoch: Full-HD 2xMSAA / Ultra-HD kein AA 32 / 15 fps
Assassin‘s Creed Origins, sehr hoch: Full-HD / Ultra-HD 39 / 11 fps
Bewertung
Systemleistung: Office / Rendering / Spiele ++ / + / o
Audio: Wiedergabe / Aufnahme / Front + / o / +
Garantie 36 Monate
✔ funktioniert, X funktioniert nicht, n. v. nicht vorhanden, ++ sehr gut, + gut, o zufriedenstellend, – schlecht, –– sehr schlecht

(chh)