Solche Banken brauchen wir nicht

Was hat sich seit der letzten Finanzkrise gebessert? Viel zu wenig, meinen die Autoren von "Das Ende der Banken" – und machen einen radikalen Vorschlag.

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Auch wenn der Titel etwas krawallig klingt: Das Buch ist eine systematische Analyse. Auf Englisch ist sie bereits 2014 erschienen, die deutsche Ausgabe wurde aktualisiert.

Hinter dem Pseudonym „Jonathan McMillan“ stehen der Wirtschaftsjournalist Jürg Müller sowie ein anonymer Spitzenbanker. Anders als der Titel suggeriert, haben sie kein Problem mit Banken an sich, sondern mit dem „Banking“: Wenn Banken Kredite vergeben, schaffen sie gewissermaßen Geld aus dem Nichts, das zunächst nur im Bankensystem zirkuliert. Wenn aber zu viele Kunden gleichzeitig ihre Einlagen abziehen, bricht das Finanzsystem zusammen. Um das zu verhindern, ist in der Vergangenheit immer wieder der Staat eingesprungen. Banken haben also wenig Grund, besonders vorsichtig zu wirtschaften.

Im Gegenzug versucht der Staat, durch strenge Regulierung die Risikolust der Banken zu zügeln. Doch die Digitalisierung macht es so leicht wie nie zuvor, Risiken zu verschleiern und an unregulierte Schattenbanken zu verschieben. „Die Aufsichtsbehörden werden das Bankwesen nicht mehr in den Griff bekommen“, schreiben die Autoren. „Noch immer wollen sie das Zuckerbrot der staatlichen Bürgschaft durch die Peitsche der Kapitalanforderungen ergänzen. Doch in den letzten 40 Jahren haben die Informationstechnologien die Peitsche in eine schlappe Schnur verwandelt.“

Wenig Hoffnung setzen die Autoren auf neue Finanztechnologien. „Sie werden immer dazu missbraucht werden, Regulierungen zu umgehen und öffentliche Garantien auszunutzen.“ Dies sei schließlich „weitaus lukrativer, als damit das Finanzsystem transparenter und effizienter zu gestalten“.

Der Therapievorschlag kommt mit einem einzigen Satz aus: „Der Wert der realen Vermögenswerte eines Unternehmens muss mindestens dem Wert seiner Verbindlichkeiten in einer Worst-Case-Finanzlage entsprechen.“ Diese Regel solle für alle Unternehmen gelten, nicht nur für Banken. Das bedeutet: Schulden über das Eigenkapital hinaus dürfen nicht mehr mit anderen Finanzprodukten abgesichert werden, sondern nur noch mit „realen Vermögenswerten“. So werde ein Dominoeffekt kollabierender Finanzprodukte verhindert.

Damit fällt auch die Geldschöpfung der Banken weg. Doch wie soll eine wachsende Wirtschaft dann mit Geld versorgt werden? Die Autoren schlagen vor, neu geschaffenes Geld der Zentralbanken direkt an die Bürger auszuzahlen – ähnlich wie ein Grundeinkommen, allerdings mit variablen Summen je nach Wirtschaftslage. Im Gegenzug solle es auf gehortetes Geld nur noch negative Zinsen geben. Voraussetzung dafür ist allerdings die Abschaffung des Bargelds. Über die Folgen gehen die Autoren etwas nonchalant hinweg: „Elektronisches Geld wirft Datenschutzfragen auf, die gelöst werden müssen“, schreiben sie lediglich.

Jonathan McMillan: Das Ende der Banken. Warum wir sie nicht brauchen. Campus, 271 Seiten, 26 Euro (E-Book: 21,99 Euro)

(anwe)