Ende der Grafikkarten-Ära: 8000 ASIC-Miner für Zcash, Bitcoin Gold & Co.

Bitmain hat die ersten ASIC-Miner für Equihash ausgeliefert, Grafikkarten sind nun chancenlos. Das erleichtert Angriffe, wie sie auf Bitcoin Gold stattfanden.

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Ende der Grafikkarten-Ära: 8000 ASIC-Miner für Zcash, Bitcoin Gold & Co.
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Der chinesische Mining-Hardware-Hersteller Bitmain hat die Auslieferung der ersten ASIC-Miner für den Hash-Algorithmus Equihash verkündet. Bereits 8000 Antminer Z9 Mini seien unterwegs an die Kunden. Sollten sie in den nächsten Wochen in Betrieb gehen, sind die bisher verwendeten Grafikkarten-Miner nicht mehr konkurrenzfähig, außerdem verschiebt sich massiv das Machtgefüge und es drohen neue Angriffe auf Kryptowährungen.

Die Zcash-Foundation hat den Proof-of-Work-Algorithmus von Equihash eigens mit dem Ziel entworfen, dass sich die Entwicklung dafür angepasster Prozessoren (ASICs) nicht lohnen sollte. Der Algorithmus wird außerdem bei Bitcoin Gold und Bitcoin Private eingesetzt.

Dem Hersteller Bitmain ist es dennoch gelungen, einen solchen Chip zu entwerfen und den damit ausgerüsteten Antminer Z9 Mini zu einem konkurrenzlos günstigen Preis anzubieten: 2000 US-Dollar soll ein Miner kosten, als durchschnittliche Hash-Leistung gibt Bitmain 10.000 Sol/s (Solutions per Second, entspricht Hashes pro Sekunde) an. Das entspricht einem Preis von 170 Euro pro KSol/s Leistung. Die Leistungsaufnahme soll bei 300 Watt liegen, also umgerechnet 30 Watt pro KSol/s.

Bisherige Mining-Farmen für Kryptowährungen mit Equihash und ähnlichen Algorithmen verwendeten Nvidia-Grafikkarten, vor allem das Modell GeForce 1080 Ti. Acht bis zwölf Karten im Wert von 6.000 bis 10.000 Euro waren keine Seltenheit pro Miner, die Grafikkarten waren dadurch zeitweise kaum oder nur einzeln im Handel zu bekommen. Bei einer Leistungsaufnahme von 180 Watt erreicht die Grafikkarte eine Hash-Leistung von gut 650 Sol/s

Damit liegen die Anschaffungskosten bei etwa 1200 Euro pro KSol/s und für den Betrieb werden umgerechnet 275 Watt Leistung pro KSol/s benötigt – fast das Zehnfache des neuen Antminer Z9 Mini. Strom ist der Hauptkostenfaktor bei Mining-Farmen, dass die Grafikkarten etwa das Fünffache des neuen ASIC-Miners kosten, fällt da kaum noch ins Gewicht.

Durch die Einführung der ASIC-Miner ändern sich nun auch die Machtverhältnisse bei Zcash und anderen Equihash-Kryptowährungen: Indem Grafikkarten als primäre Mining-Hardware angepeilt wurden, war die Hash-Leistung breit verteilt – selbst private PCs eigneten sich bei gutem Kurs als Miner.

Künftig wird sich das nicht mehr lohnen, die Hash-Leistung dürfte in den nächsten Wochen drastisch steigen – nicht zuletzt befeuert durch die Auslieferung weiterer Antminer durch Bitmain. Dadurch wird es zu einer ähnlichen Zentralisierung wie bei Bitcoin kommen, wo der Großteil der Hash-Leistung durch wenige Big Player und große Mining-Pools bereitgestellt wird.

Mehr noch: Durch den drastischen Leistungszuwachs, den ein Antminer gegenüber den bisherigen Minern bietet, werden Angriffe auf Equihash-Kryptowährungen leichter. Bereits im Mai beobachteten die Zcash-Foundation und Forscher der Universität Luxemburg, dass 20 bis 30 Prozent der Hash-Leistung für Equihash von ASIC- oder FPGA-Minern und nicht von Grafikkarten-Minern bereitgestellt wurde.

Gleichzeitig kam es zu einem drei Tage währenden 51-Prozent-Angriff auf die Kryptowährung Bitcoin Gold, bei dem die Angreifer Kryptowährungen im Wert von schätzungsweise 18 Millionen US-Dollar erbeuteten. Bei einer 51-Prozent-Attacke bringt ein Angreifer Miner mit einer Hash-Leistung von 51 Prozent des gesamten Netzwerks oder mehr unter seine Kontrolle. Dadurch kann er die Blockchain der betroffenen Kryptowährung nach Belieben manipulieren und so bereits ausgeführte Transaktionen rückgängig machen.

Das taten die Angreifer Mitte Mai, indem sie ihre Bitcoin Gold zunächst verkauften, das Geld einstrichen, die Transaktion ungeschehen machten und die Bitcoin Gold ein zweites Mal verkauften. Wie das im Detail funktionierte, erklärt c't in Ausgabe 14/2018.

Für den Angriff auf Bitcoin Gold benötigten die Angreifer nur rund 30 MSol/s – das entspräche der Leistung von gerade einmal 3000 Antminer Z9 Mini. Den Schätzungen zufolge sollen die Angreifer jedoch über das Fünffache an Hash-Leistung verfügt haben. Damit hätten sie die Kryptowährung Bitcoin Gold jederzeit auslöschen und den Handel vollständig zum Erliegen bringen können.

Warum die Angreifer aufhörten, ist nicht bekannt – und sie könnten die Attacke jederzeit in gleicher Form wiederholen. Immerhin droht Zcash mit einer Gesamt-Hash-Leistung von rund 500 MSol/s keine akute Gefahr, alle bislang ausgelieferten Antminer Z9 Mini kommen auf eine Gesamtleistung von nur 80 MSol/s – das reicht lange nicht für einen Angriff. Die Gefahr besteht mittelbar darin, dass sich die Hash-Leistung künftig auf wenige Big Player zentralisieren dürfte – genau wie es bei Bitcoin geschah, als die ASIC-Miner die Grafikkarten- und FPGA-Miner ablösten.

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(mid)