Bill Gates interessiert sich für Schmelzsalze

Eine Firma des Microsoft-Gründers will ein Energiespeicherprojekt von Alphabet übernehmen.

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Bill Gates interessiert sich für Schmelzsalze

(Bild: Google)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • James Temple
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Die Forschungsabteilung X des Internetgiganten Alphabet, zu dem auch die Suchmaschine Google gehört, plant offenbar, ein großangelegtes Vorhaben auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien abzustoßen. Es handelt sich um das sogenannte Project Malta, bei dem mit Hilfe von Schmelzsalzen eine flexible Zwischenspeicherung von Strom möglich werden soll. Offenbar interessiert sich der mit einer Milliarde US-Dollar ausgestattete Investmentfonds Breakthrough Energy Ventures des Microsoft-Gründers Bill Gates dafür.

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Ob der Deal zum Abschluss kommt, ist noch unklar – ebenso, um wie viel Geld es gehen wird. Doch der Physiker Robert Laughlin, Nobelpreisträger von der Stanford University und die Hauptperson hinter Project Malta, verriet bei einem Auftritt an seiner Hochschule erste Details, deren Beschreibung dann aber von der Website der Uni entfernt wurden. Demnach hat das "Geheimprojekt im X-Labor, genannt Project Malta" ein zentrales Patent erhalten, in dem es um Schmelzsalztechnik geht. Zudem sei eine "Spinoff-Aktivität im Zusammenhang mit Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates" auf dem Weg.

Laughlin wollte selbst nicht darüber sprechen und verwies an Breakthrough Energy Ventures. Einen Kommentar von Alphabets X gab es ebenfalls nicht. Es besteht jedoch noch eine weitere interessante Verbindung. Phil Larochelle, der mit Laughlin an einem frühen Projekt zur thermalen Energiespeicherung arbeitete und verschiedene relevante Patente besitzt, ist mittlerweile ein Mitarbeiter von Breakthrough Energy Ventures und dort auch für die Geldvergabe mitverantwortlich. Larochelle, der auch schon bei X als technischer Programmleiter gearbeitet hat, antwortete auf Nachfragen nicht.

Project Malta wurde in einer Geschichte der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg im Juli 2017 erstmals offengelegt. Das Team arbeitete damals daran, Partner zu finden, um einen kommerziellen Prototypen zu testen und ans Stromnetz anzuschließen.

Das vorgeschlagene System konvertiert Elektrizität aus Sonnen- oder Windkraft in thermische Energie mit dem Ergebnis, dass sich Hitze in gigantischen Tanks aus Schmelzsalzen und Kälte in Fässern aus flüssigem Kühlmittel speichern lassen. Der Ansatz soll einen höheren Wirkungsgrad bei niedrigeren Kosten versprechen als ältere thermische Speichersysteme. Der verwendete Wärmemotor transferiert "Hitze von der heißen Seite zur kalten Seite, um mechanisch eine Turbine anzutreiben", wie es in dem Patent aus April heißt und Laughlin in einem Forschungspapier beschreibt.

Die Forscher glauben, dass dieser Ansatz eine Energiespeicherung über eine längere Periode als mittels Lithium-Ionen-Akkus erlaubt – und zwar zu Preisen, die mit Pumpkraftwerken konkurrieren können, der aktuell billigsten Speichertechnik.

Günstigere und bessere Formen der Stromnetzzwischenspeicherung werden dringend benötigt, um erneuerbare Energieformen wie Wind oder Sonne einzubinden, bei denen die erzeugten Mengen variieren.

Solche Verfahren gehören zu den fünf Hauptbereichen, um die sich Breakthrough Energy Ventures kümmern will. Die Firma wurde 2016 gestartet, um neuartige Energietechniken zu fördern, die bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen.

Andere prominente Geldgeber sind John Doerr vom Risikokpaitalhaus Kleiner Perkins, Jack Ma vom chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba und der Chef der Softwarefirma Salesforce, Marc Benioff. Neue flüssige Treibstoffe, Microgrids, alternative Baumaterialien und Geothermie sind die vier weiteren zentralen Themen des Fonds.

Zwei der ersten Investitionen von Breakthrough Energy Ventures beschäftigten sich indes bereits mit Speichersystemen: Es waren Form Energy und Quidnet Energy.

(bsc)