Bikesharing: Obike ist offenbar pleite

In Singapur hat ein vorläufiger Insolvenzverwalter die Regie beim Bikesharing-Anbieter Obike übernommen. Tausende Kunden warten auf ihre Kaution.

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Der Bikesharing-Anbieter Obike ist offenbar in ernsten Zahlungsschwierigkeiten. Das Unternehmen hat Ende Juni überraschend den Betrieb in seiner Heimatstadt Singapur eingestellt, nachdem die örtlichen Behörden neue Regeln für Leihfahrradanbieter eingeführt hatten. Jetzt hat Obike offenbar Probleme, die von den Kunden hinterlegte Kaution zurückzuzahlen. Lokalen Medienberichten zufolge hat nun ein vorläufiger Insolvenzverwalter die Kontrolle übernommen.

Die Verkehrsbehörde in Singapur hatte Lizenzgebühren für Bikesharing-Anbieter eingeführt, um das unkontrollierte Wachstum der Fahrradflotten in der Stadt in den Griff zu bekommen. Die Stadt verlangt unter anderem eine Gebühr pro Fahrrad. Obike hatte daraufhin überraschend angekündigt, den Betrieb in Singapur einzustellen. Die Stadt gab dem Anbieter eine Frist bis zum 4. Juli, seine Fahrräder aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Medienberichten zufolge hat Obike in Singapur rund 14.000 Fahrräder auf der Straße.

Nachdem Obike den Betrieb eingestellt hat, sah sich das Unternehmen offenbar nicht in der Lage, die von den Nutzern hinterlegten Kautionen von 19 oder 49 Singapur-Dollar (etwa 12 bis 30 Euro) zu erstatten. Nach Angaben von Singapurs Verbraucherschutzorganisation CAS hat Obike die Kautionen zur Finanzierung des laufenden Betriebs verwendet. Das Unternehmen soll seinen Kunden umgerechnet rund 4 Millionen Euro schulden. Der vorläufige Insolvenzverwalter soll sich nun um die Ansprüche der Kunden kümmern.

Obike hat Fahrradflotten in zahlreichen Städten und verschiedenen Ländern auf der Straße. In Deutschland ist das Unternehmen unter anderem im München, Berlin, Frankfurt und Hannover aktiv. Eine Kaution in Höhe von 79 Euro wurden Ende 2017 zum Obike-Start auch hierzulande fällig, nach einigen Wochen wurde dieser aber wieder abgeschafft.

In München sorgt die verwahrloste Flotte des Anbieters schon länger für Ärger. Das Unternehmen hatte angekündigt, zumindest den Großteil seiner Fahrräder aus München abzuziehen. Passiert ist das bisher nicht – und die Verantwortlichen der Stadt erreichen beim Anbieter niemanden mehr: "Obike stellt sich tot", sagte Florian Paul, der Radverkehrsbeauftragte der Stadt München, der tz. Ärgerlich für Kunden, die auf einmal keine Obikes mehr vorfinden: Aufgeladenes Guthaben bekommen sie nicht zurück.

In einem Test der Bikesharing-Anbieter in Deutschland im c't Magazin sowie in einem Kommentar schnitt Obike gegenüber der Konkurrenz sehr schlecht ab: Kein anderes Bikesharing-Fahrrad fuhr sich so schwergängig. Der Grund dafür sind nicht nur die schweren Vollgummi-Reifen, sondern auch die häufig schleifende Billigst-Bandbremse.

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