Bertelsmann vom E-Commerce ernĂĽchtert
Der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Middelhoff hat nach eigenen Angaben die Perspektiven im elektronischen Handel überschätzt.
Der Vorstandsvorsitzende der Gütersloher Bertelsmann AG, Thomas Middelhoff, hat nach eigenen Angaben die Perspektiven im elektronischen Handel überschätzt. Die Wachstumszahlen entsprächen nicht den Erwartungen, sagte Middelhoff der in Bielefeld erscheinenden Tageszeitung Neue Westfälische. Auf Grund von Anteilsverkäufen an AOL, AOL Europa und Media Ways sehe die Bertelsmann-Bilanz im Bereich New Economy mit Einnahmen von 18 Milliarden Mark schon jetzt gut aus.
Neben der Ernüchterung im elektronischen Handel habe auch der Ausbau der Bertelsmann Music Group (BMG) einen Rückschlag gebracht. Die Fusionspläne mit dem Musik-Giganten EMI würden trotz des bisherigen Scheiterns nicht aufgegeben, sagte Middelhoff dem Blatt.
Aber die Fusion würde längst nicht alle Probleme der Gütersloher lösen. Möglicherweise hat sich der Medienmulti auch bei der Neuausrichtung der Musiktauschbörse Napster verspekuliert. Nach dem Blockieren von nichtlizenzierten, urheberrechtlich geschützten Songs laufen dem Dienst die User in Scharen davon. Der Ausbau von Napster zur Bertelsmann-E-Commerce-Zentrale wird demnach schwieriger als erwartet. Als Sorgenkind des Konzerns erweist sich mittlerweile auch das Buchgeschäft und hier in erster Linie der wenig lukrative Buchclub. Zudem hat das Unternehmen wohl die Chancen im Internet-Buchhandel zu blauäugig gesehen. So musste Bertelsmann unlängst bei BOL die Notbremse ziehen. Auch der zweite Web-Buchladen, die US-Beteiligung barnesandnoble.com, schreibt konsequent rote Zahlen. (em)