Napster verliert 3 Millionen User

Das Blockieren von urheberrechtlich geschützten Songs durch die Musiktauschbörse zeigt auch bei den Usern Wirkung – wenn auch lange nicht so stark, wie viele erwarteten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Blockieren von nicht-lizenzierten, urheberrechtlich geschützten Songs durch die Musiktauschbörse Napster scheint langsam auch bei den Usern Wirkung zu zeigen – wenn auch lange nicht in dem Umfang, wie viele Beobachter ursprünglich dachten. Nach der aktuellen Untersuchung von Jupiter Media Metrix über die meistgenutzten Internetangebote im März dieses Jahres sank die Zahl der Anwender, die mit dem Napster-Client Songs tauschten, in den USA um gut 3 Millionen. Im Februar waren es 15,2 Millionen individuelle US-Napster-Anwender, im März sank diese Zahl auf 12,1 Millionen.

Dagegen konnte Napster einen Anstieg der Besuche auf seiner Web-Site verzeichnen: von 5,9 Millionen einzelnen Surfern im Mai auf 8,2 Millionen im März. Jupiter führt dies allerdings auf das Popup-Fenster zurück, das auch im Napster-Client auftauchte und die User zur Teilnahme an einer Mailing-Liste über Protestaktionen gegen das juristische Vorgehen durch die Musikindustrie veranlassen sollte.

Außerhalb der USA konnte Napster nach Ansicht von Jupiter sogar einen leichten Anstieg bei den Nutzerzahlen verbuchen. Allein im Februar habe die Tauschbörse 29,4 Millionen einzelne Surfer aus Ländern außerhalb des nordamerikanischen Kontinents verzeichnen können; diese Zahl sei im März praktisch nicht zurückgegangen.

Ob Napster allerdings bei einer effektiveren Blockierung nicht-lizenzierter Songs und gar bei Einführung des kostenpflichtigen Abo-Dienstes mit Einschränkungen für die Nutzung der getauschten Songs weiterhin auf einen relativ geringen Rückgang der Userzahlen bauen kann, ist fraglich. Bislang sind die Filtermechanismen nicht sehr effektiv; sie verhindern kaum das Tauschen urheberrechtlich geschützter Songs und schrecken daher auch kaum User ab. Dies führte bereits dazu, dass die Richterin Marylin Hall Patel, die die einstweilige Verfügung gegen Napster erließ, der Tauschbörse mit der vollständigen Schließung drohte, sollten die Filter nicht effektiver werden.

Das Festhalten der User an Napster könnte aber bald zu Ende sein, wenn das Rechtemanagementsystem der Bertelsmann-Tochter DWS bei Napster eingeführt wird – auch wenn Napster selbst und Partner Bertelsmann natürlich auf anderes hoffen.

Auf der Rangliste der meistgenutzten Dienste im Internet ist Napster im März nach den Zahlen von Jupiter von Platz 13 auf Rang 14 abgerutscht. An der Spitze liegen unangefochten die Sites von AOL Time Warner mit fast 70 Millionen einzelnen Besuchern, gefolgt von den Microsoft-Sites mit über 61 Millionen Nutzern. An dritter Stelle liegt Yahoo mit knapp 59 Millionen Besuchern, den vierten Rang nimmt mit großem Abstand Lycos mit gut 33 Millionen Sufern ein. (jk)