Anti-Spam-App-Verweigerung könnte Apple in Indien Verkaufsverbot einbringen

Die Telekomregulierungsbehörde des Landes hätte gerne direkten Zugriff auf Telefonie- und SMS-Daten, was Apple verweigert. Nun droht ein Geräteverbot.

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Indien

Handy-Nutzer in Indien.

(Bild: dpa, Piyal Adhikary)

Lesezeit: 3 Min.

Apple weigert sich nach wie vor, eine Anti-Spam-App der indischen Regierung in den App Store zu lassen – unter Verweis auf die eigenen Datenschutzrichtlinien. Schlimmstenfalls droht dem Konzern daher nun das Verbot seiner Geräte auf dem Subkontinent, wie es in lokalen Medienberichten heißt.

Die indische Regulierungsbehörde für den Telekommunikationsmarkt, kurz TRAI, hat ein Programm entwickelt, das die Verbreitung von Falschnachrichten und Werbung über Smartphones eindämmen soll. Dazu verlangt das Programm allerdings tiefen Zugriff auf die Daten des Benutzers – darunter das Adressbuch, die Anrufliste sowie den SMS-Posteingang. Dies soll Usern erlauben, problematische Kommunikationen direkt an die Trai zu melden. Apple arbeitet zwar seit längerem an Methoden, die Telefon-Spam unterbinden sollen, erlaubt solchen Apps aber nur einen eingeschränkten Zugriff auf die Nutzerkommunikation.

Wie nun die Zeitung India Today berichtet, könnte Apple in den kommenden sechs Monaten ein Verkaufsverbot für seine iPhone-Modelle in Indien drohen, sollte der Konzern nicht auf die TRAI zugehen. Eine neue regulatorische Politik, die die Behörde implementieren will, besagt, dass es künftig möglich wäre, Telekommunikationsanbieter wie Vodafone, Airtel oder Jio in die Pflicht zu nehmen, ihre Netze für bestimmte Geräte zu sperren, wenn diese sich nicht an lokale Regeln halten.

Die sogenannte DND-App (für "Do Not Disturb", "bitte nicht stören") liegt derzeit in Version 2.0 vor und wird von Apple nicht in den App Store gelassen. Den Zugriff auf Telefonie- und SMS-Daten hatte Apple als Risiko für die Privatsphäre seiner Nutzer bezeichnet. Für Android-User ist die App bereits im Play Store verfügbar, wo sie allerdings laut India Today derzeit nur über eine schlechte Bewertung verfügt.

Mit iOS 12 plant Apple im Herbst verbesserte Schnittstellen zum Melden von Spam und anderen problematischen Kommunikationsformen. Dabei werden entsprechende Apps aber weiterhin keinen direkten Zugriff auf Anruf- und SMS-Liste haben.

Die neue Anti-Spam-Funktion in iOS 12 versteckt sich in der Telefonie- und der Nachrichten-App. So kann man jeweils auf einen Absendernummer oder einen SMS-Thread links wischen und dann "Melden" anklicken. Anschließend öffnet sich eine auf dem Gerät bereits hinterlegte Melde-App, die über eine sogenannte Unwanted Communication Extension verfügt. Diese erhält dann nur die Daten, die der Nutzer auch durchgeben möchte. Ob dies die TRAI besänftigen wird, ist noch unklar. (bsc)