Analyst: Auch Apple sollte von der EU verknackt werden

Google muss wegen seines Android-Monopols Milliarden zahlen – dabei habe auch Apple eine ähnlich marktbeherrschende Stellung, meint ein Kritiker.

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Apple-Logo

Apple-Logo an einem Ladengeschäft.

(Bild: dpa, Alan Diaz)

Lesezeit: 2 Min.
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In der Debatte um die Rekordstrafe gegen Google wegen Wettbewerbsverzerrungen beim Mobilbetriebssystem Android werden Forderungen laut, dass auch der Konkurrent Apple von der Europäischen Kommission ins Visier genommen werden sollte. Das Argument: Der iPhone-Produzent habe im iOS-Bereich die gleiche Machtposition wie Google bei Android – wenn nicht sogar eine darüber hinaus gehende, da das Unternehmen sowohl Hard- als auch Software beherrsche.

Kritikpunkte dieser Art fasst etwa der Wirschaftsanalyst und Journalist Leonid Bershidsky in einem viel beachteten Beitrag für die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zusammen. Seiner Meinung nach verdiene Apple ebenso eine EU-Strafe wie Google.

Die Europäische Kommission sehe als wichtigsten Punkt bei seinem Wettbewerbsverfahren an, dass Google seine Suchmaschine und seinen Browser "illegalerweise an das Android-Betriebssystem bindet". Nur so wird Zugriff auf den Google Play Store erteilt. Das mache es anderen Suchmaschinenanbietern und Browserherstellern unmöglich, mit Google zu konkurrieren. Ergebnis: Der Konzern muss 4,3 Milliarden Euro an Strafgeldern zahlen.

Doch aus Kundensicht müsse auch Apple eine derartige Aufmerksamkeit durch die Wettbewerbshüter erfahren, meint Bershidsky. Aus Kundensicht unterscheidet sich die Situation bei Apple seiner Meinung nach nicht – auch wenn Apple sein Betriebssystem nicht an andere Hersteller lizenziert.

Android-Nutzer könnten zum Beispiel in alternativen App Stores einkaufen. Apple erlaube dies nicht, nur wenn Nutzer die Gerätesicherung per Jailbreak umgehen, ist dies möglich. "Das macht aus Apple ein Monopol im wahrsten Sinne des Wortes."

Weiterhin erlaube es Apple nicht, den mitgelieferten Safari-Browser zu deinstallieren und Konkurrenz-Apps zu Default-Programmen zu machen. Man kann so etwa die Kartenanwendung Google Maps zwar herunterladen und benutzen, Apple Maps bleibt aber das Standardprogramm.

"Das ist sogar noch wettbewerbsfeindlicher als das einfache Vorinstallieren der eigenen Software in der Hoffnung, dass die Nutzer sie weiter verwenden, weil sie gut genug erscheint."

Wahrscheinlich ist es allerdings nicht, dass die EU-Kommission gegen Apple vorgeht. Der Grund: Der Konzern hat im Gegensatz zu Android im Smartphone-Markt keine marktbeherrschende Stellung, kommt je nach Region auf gut 20 Prozent Marktanteil. (bsc)