Steve Jobs 2008 zum App Store: "Das könnte einmal ein Milliardengeschäft werden"

In einem zum Start des iOS-Softwareladens geführten Interview zeigte sich der 2011 verstorbene Apple-Gründer prophetisch – unterschätzte aber das Potenzial.

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Steve Jobs

Jobs mit iOS-Gerät.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo)

Lesezeit: 3 Min.

Anfang Juli wurde Apples iOS App Store zehn Jahre alt. Zu diesem Anlass hat nun die amerikanische Wirtschaftszeitung Wall Street Journal ein Interview ausgegraben, das einen Monat nach dem Start des Softwareladens, der sich als revolutionär für den Smartphone-Markt erweisen sollte, mit dem 2011 verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs geführt wurde. Jobs, der damals als Apple-CEO fest im Sessel saß, macht darin einige prophetische Angaben, unterschätzt das Potenzial des App Store aber sogar noch.

Nach 30 Tagen hatte der App Store mit seinen gerade einmal 1500 gelisteten Anwendungen – pro Tag kamen laut Jobs ungefähr 50 neue hinzu – insgesamt 60 Millionen Downloads generiert. Das war auch deshalb eine Riesenzahl, weil es zum damaligen Zeitpunkt nur eine installierte Basis von iPhones und iPod touch in Höhe von rund 6 Millionen Geräten gab, wobei nicht alle das für den App Store notwendige Betriebssystem 2.0 installiert hatten. "Die Mobilindustrie hat so etwas noch nie gesehen", so Jobs. 30 Millionen US-Dollar wurden in den ersten 30 Tagen eingenommen, wovon 21 Millionen an Entwickler flossen.

In dem Interview erklärt Jobs das Grundprinzip des App Store, das 2008 noch sehr neu war: Man sehe den App Store für das iPhone so wie iTunes für den iPod – eine Möglichkeit, Inhalte komplett digital zu offerieren. "Wir können Inhalte drahtlos direkt auf das Gerät übertragen, ohne einen PC." Die Apps seien automatisch aktualisierbar, die Downloads "schnell und verlässlich", da man auf der iTunes-Infrastruktur aufsetze. "Strategisch ist das eine riesige Sache."

Jobs war sich 2008 schon sicher, dass der App Store zu einem Milliardengeschäft werden könnte. Die Jahresumsätze schätzte man damals schon auf 360 Millionen Dollar – Jobs konnte sich aber auch eine halbe Milliarde vorstellen. "Und irgendwann wird es vielleicht eine Milliarde." Der App Store sei zwar noch nicht "in der gleichen Liga wie Musik", doch das sei durchaus vorstellbar. Jobs Vorhersage wurde jedoch schnell von der Realität überholt. Mittlerweile, zehn Jahre später, hat Apple allein 100 Milliarden Dollar an Entwickler ausgezahlt – das ist abzüglich der 30 Prozent Provision, die der Konzern einbehält.

Der Apple-Chef sprach 2008 auch schon über potenzielle Probleme mit Zensur im App Store. Zum damaligen Zeitpunkt wurde etwa die berühmte "Knife-App" gesperrt, ein Programm, mit dem man so tun konnte, als sei das iPhone ein Messer – inklusive Blut und Geschrei. "Es gab da einige Fragen des Geschmacks." Pornografie hatte Apple von Anfang an gesperrt. Ebenfalls schon damals ein Problem: Die "I Am Rich"-App versuchte, Nutzer zur Zahlung eines hohen Betrages (1000 Dollar) über den App Store zu bewegen, nur um ihren Freunden zu beweisen, dass sie Geld haben. "Die haben wir heute heruntergenommen", so Jobs. (bsc)