Der digitale Klingelbeutel

Moderne Zahlungsmethoden gibt es jetzt auch im Gottesdienst – zumindest wenn es nach der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg geht.

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Der digitale Klingelbeutel

(Bild: EKBO)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ist bereits mit einem eigens entwickelten WLAN für Kirchen ("Godspot") bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Die Digitalisierung liegt den protestantischen Christen in der Hauptstadt und deren Umgebung offenbar im Blut – das Projekt kam weltweit in die Medien und sollte dazu führen, dass mehr "Nutzer" in die Gotteshäuser kommen, ohne dass sie beim Gotteslob den Online-Anschluss verlieren.

Nun legt die EKBO auch noch mit einem digitalen Klingelbeutel nach – statt wie früher einfach nur auf Scheine und Münzen zu setzen. Damit will die Kirche vor allem eine jüngere Zielgruppe zu milden Gaben anregen, die das bargeldlose Zahlen gewöhnt ist. "Der Umgang mit der Kollekte wird damit für die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher wie für die Kirchengemeinden vereinfacht", sagt Konsistoriumspräsident Jörg Antoine.

Zwei Varianten des patentierten Spendensammlers.

(Bild: EKBO)

In der Praxis kann man beim digitalen Klingelbeutel über ein Säckchen wie gehabt auch Bargeld einwerfen, alternativ aber auch über einen kleinen Bildschirm den gewünschten Betrag eingeben und eine Nahbereichsfunk (NFC)-fähige Kredit- oder Girokarte an das Gerät halten. Eine PIN ist bei Beträgen unter 25 Euro nicht nötig – so viel wird sowieso nur selten gespendet. Für die Abwicklung, also das kirchliche Backend, sorgt der Projektpartner Evangelische Bank.

Entwickelt wurde die Technik intern bei der EKBO mit etwas Hilfe einer externen Firma – darauf ist man besonders stolz. Die Kirchenväter meinen, es sei weltweit einzigartig. Bischof Markus Dröge gibt sich begeistert: "Ich freue mich sehr, dass unser IT-Referat, das schon länger an einer Lösung arbeitet, jetzt einen technischen Prototyp vorstellen kann, der bereits zum Patent angemeldet worden ist." Insgesamt sieht sich die Kirche damit "auf der Höhe der Zeit", man verbinde "Tradition und Moderne".

Der Spendenbetrag wird auf einem Display gezeigt.

(Bild: EKBO)

Probleme bei der Sicherheit oder beim Datenschutz sieht man bei der EKBO nicht. Man käme mit dem "Gerät" den "hohen Anforderungen an Sicherheit im Zahlungsverkehr nach", hieß es. Die digitale Kollekte setze auf "etablierte Standards".

Auf die Idee für ihren digitalen Klingelbeutel kamen die Kirchen-ITler selbst. Man habe festgestellt, wie problematisch es ist, die Kollekte in Bargeldform bei Banken abzugeben. "Gerade im ländlichen Bereich gibt es erhebliche Herausforderungen: lange Wege zu den Annahmestellen, Fahrkosten, Einzahlungsgebühren und Verwaltung – all das schmälert jeden Kollektenbetrag empfindlich", so der IT-Leiter Fabian Kraetschmer.

Karte zücken und los.

(Bild: EKBO)

Gestaltet wurde der digitale Klingelbeutel laut dem IT-Fachmann so, dass er auch problemlos in anderen Gemeinden Deutschlands eingesetzt werden kann. Möglicherweise ist die Hardware aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Bei der EKBO denkt man bereits über eine Kollekten-App nach, mit der direkt vom Handy aus gespendet werden kann. Der Trend geht schließlich weg von der Karte und hin zum Bezahlen per Mobiltelefon.

(bsc)