Gentechnik: Allergiefreie Katzen dauern noch etwas

Dank Genomeditierung könnte es in einigen Jahren Haustiere geben, die beim Menschen keine roten Augen und kein Niesen mehr verursachen.

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Gentechnik: Allergiefreie Katzen brauchen noch

(Bild: "Cat" / Susanne Nilsson / cc-by-sa-2.0)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Kate Sheridan
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Zwei US-Firmen planen, mit der Technik des sogenannten Gen Editing Stubentiger zu schaffen, die bei ihren Besitzern keine Allergien auslösen. Indoor Biotechnologies aus Charlottesville in Virginia und Felix Pets aus Denver in Colorado haben bereits Patente auf die Idee angemeldet und befinden sich laut eigenen Angaben im ersten Experimentierstadium.

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Menschen, die an einer Katzenhaarallergie leiden, dürften jedoch noch nicht so bald um rote Augen oder Niesanfälle herumkommen. Denn der Erfolg der Bemühungen ist keinesfalls gesichert. Zudem wurden Katzenliebhaber schon zu früheren Zeiten enttäuscht.

So bekam im Jahr 2009 eine Firma namens Allerca viele Schlagzeilen, weil sie angekündigt hatte, einen Gentest entwickeln zu wollen, mit dem sich Kätzchen auf ihre Allergieneigung überprüfen lassen. Die Kosten für ein solches Tier sollten zwischen 4000 und 7000 US-Dollar betragen.

Die Versprechungen erwiesen sich zunächst allerdings als hohl. 2013 fand der US-Sender "ABC" heraus, dass eines der Tiere, das an einen Reporter verkauft werden sollte, einfach von einem örtlichen Züchter stammte und eine ganz gewöhnliche Katze war. (Allerca antwortete auf Kontaktanfrage der amerikanischen TR nicht.)

Doch die Veränderung des Katzengenoms scheint sich als mindestens genauso problematisch zu erweisen – wenn nicht noch schlimmer. Andere Methoden, etwa Impfungen gegen Katzenallergien, funktionieren im Versuch nur manchmal und klinische Studien an einem solchen Mittel gingen schief. Ein "hypoallergener" Stubentiger treibt betroffenen also häufig noch immer die Tränen in die Augen.

Die Wissenschaft glaubt, dass Menschen, die eine Katzenallergie haben, offenbar nur auf ein einziges Protein negativ reagieren – "Fel d 1". Dieses scheint eine Rolle bei der Gesunderhaltung der Katzenhaut zu spielen und mit ihrem Hormonsystem zu interagieren. Kater produzieren das meiste "Fel d 1", kastrierte Kater etwas weniger und weibliche Katzen am wenigsten.

Martin Chapman, Chef von Indoor Biotechnologies und zuvor Professor für Medizin und Mikrobiologie an der University of Virginia, meint, dass seit der Identifikation des Allergie-Proteins in der Forschung nach einer Möglichkeit gesucht wird, es loszuwerden – und was mit den Tieren dann passieren würde.

Zumindest theoretisch soll die Genomeditierung hier Abhilfe schaffen können. Chapman zufolge hofft das Labor, das CRISPR-Verfahren einzusetzen, um Gene zu entfernen, die "Fel d 1" aus Katzenzellen produzieren. Allerdings ist die Herstellung einer genomeditierten Katze nicht einfach, denn bei dem Prozess müssen wohl Klone erzeugt werden beziehungsweise Arbeiten an Katzenembryonen erfolgen.

"Das Gene Editing ist einfacher als die Herstellung echter Tiere", meint Peggy Ozias-Akins, Pflanzenforscherin an der University of Georgia und Direktorin des Institute of Plant Breeding, Genetics, and Genomics, die an Erdnüssen arbeitet, die weniger allergieauslösend sein sollen.

Es gibt auch noch die unbeantwortete Frage, ob Katzen ohne "Fel d 1" wirklich gesund wären. Niemand weiß, was mit dem Katzenkörper passiert, wenn das Gen fehlt.

David Avner, Gründer von Felix Pets, meint, dass die Firma schon seit 2004 versucht, eine allergiefreie Katze zu erzeugen. Bislang hat das Unternehmen dafür nur wenige Mittel gehabt. Investoren seien vorsichtig und wollten zunächst eine entsprechende Katze sehen.

"Jeder versteht das Thema sofort und liebt die Idee", meint Avner. "Alle" wollten mitmachen, allerdings erst sobald ein solches Tier hergestellt worden sei und man sicherstellen könne, dass es wirklich keine Allergien auslöst, "wie wir es versprechen".

(bsc)