DSGVO: Mehr als 1000 US-Nachrichtenseiten sperren Europa weiter aus

Aus Europa können Internetnutzer auf mehr als 1000 Angebote von US-Medien nicht zugreifen – wegen der DSGVO. Viele US-Angebote wollen das auch nicht ändern.

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DSGVO: Mehr als 1000 US-Nachrichtenseiten sperren Europa weiter aus
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Mehr als zwei Monate nach Wirksamwerden der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sind über 1000 US-Nachrichtenseiten weiterhin nicht aus Europa zu erreichen. Dazu gehört auch jedes dritte Internetportal der 100 größten US-Zeitungen, hat das Nieman Lab gezählt. Eine konstant aktualisierte Liste mit den fast 1100 aus Europa nicht erreichbaren Angeboten unterhält Joseph O'Connor. Darin führt er auch auf, welche Seiten inzwischen wieder erreichbar gemacht wurden und kommt dabei auf ganze sechs – sieben mit Instapaper.

Die DSGVO

Nach zwei Jahren Übergangsfrist trat die DSGVO am 25. Mai in Kraft. Sie soll den Datenschutz in Europa vereinheitlichen und den Kontrolleuren mehr Macht geben. Zuvor hat es noch einmal jede Menge Verunsicherung gegeben.

Die Blockaden für Nutzer aus der Europäischen Union sowie Island, Liechtenstein und Norwegen (EWR) war zum Wirksamwerden der DSGVO am 25. Mai eingerichtet worden. Dabei hatte es zuvor eine zweijährige Frist gegeben, die zur Vorbereitung hätte genutzt werden können. Nicht mehr problemlos zugänglich sind aus Europa nun unter anderem die Chicago Tribune, die New York Daily News, die Dallas Morning News sowie die Baltimore Sun. Der drastische Schritt erfolgte wegen Unsicherheiten über die Konsequenzen der neuen europäischen Datenschutzregeln. Andere US-Zeitungen haben ihre Angebote aber angepasst und waren nicht einmal vorübergehend gesperrt.

Weder der große US-Verlag Tronc, dem einige der renommiertesten US-Zeitungen gehören, die nun aus Europa nicht aufrufbar sind, noch Gate House Media haben sich gegenüber dem Nieman Lab zu ihren Plänen geäußert. Lee Enterprises will seine vielen Lokalzeitungen auch in Zukunft nicht aus Europa zugänglich machen. Es gebe nicht genug Besucher aus dem alten Kontinent, um das zu rechtfertigen. Ausgesperrt werden aber nicht nur Europäer, sondern auch US-Bürger, die in Europa leben oder hierher ausgewandert sind.

Aus finanzieller Sicht sei der Schritt gerechtfertigt, gibt Alan Mutter von der University of California ihnen Recht. Aber es gehe auch um den Dienst am Nutzer. Sarah Toporoff, die für das Global Editors Network in Paris arbeitet, erklärte dem Nieman Lab, dass die US-Nachrichtenredaktionen die Messlatte für digitale Innovationen vorlegen: "Es ist wichtig, dass ihre Inhalte in Europa zugänglich sind." Es sei naiv und völlig unverantwortlich, davon auszugehen, dass US-Nachrichten hinter der Grenze keine Relevanz hätten. US-Marken sollten stattdessen mit Europäern Erfahrungen mit der DSGVO austauschen: "Das nicht zu tun, ist ziemlich undemokratisch."

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(mho)