Runderneuerung für Herzzellen: Mitochondrientransplantation soll Babys helfen

Bei angeborener Herzschwäche könnte künftig ein neuartiges Verfahren verwendet werden, an dem Bostoner Wissenschaftler arbeiten.

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Mitochondrientransplantation hilft Babys

Operation am Herzen.

(Bild: U.S. Army)

Lesezeit: 2 Min.

Kinderherzchirurgen am Boston Children's Hospital haben erstmals eine Organtransplantation im Kleinen vorgenommen. Dabei sollen Mitochondrien Neugeborenen mit Herzschwäche helfen, berichtet Technology Review in seiner September-Ausgabe ("Runderneuerung für Herzzellen"), die ab Donnerstag am Kiosk liegt oder online bestellt werden kann.

Mitochondrien sind "Organellen", also Organe einer Zelle – hoch spezialisierte, membranumschlossene Untereinheiten, die Zellen mit Energie versorgen. Beim Baby in Boston aber hatten sie nach einem Herzinfarkt ihre Dienste versagt. Die Herzmuskelzellen waren zu schwach, um sich zusammenzuziehen. Das Kind war nur noch am Leben, weil ein Membranoxygenator außerhalb seines Körpers die Arbeit übernahm. Nachdem die Chirurgen die Mitochondrien in den geschädigten Herzmuskel gespritzt hatten, ging es den Zellen nach acht Stunden messbar besser. Nach zwei Tagen arbeiteten sie normal – und ließen das Herz wieder kräftig schlagen.

So jedenfalls schreibt es Emanis Kollege James McCully, ebenfalls Professor für Chirurgie, in der aktuellen Veröffentlichung der beiden. Seit 2009 macht McCully solche Transplantationsexperimente mit Zellkulturen und einzelnen Herzen. Jetzt sind die Menschen an der Reihe. Die Bostoner Chirurgen hatten bis Redaktionsschluss elf Kinder auf diese Weise behandelt. Anschließend erholten sich bei zehn Babys die Herzen so weit, dass die Ärzte die Pumpe abnehmen konnten. Drei Kinder starben trotzdem einige Zeit später, drei weitere brauchten trotz der Transplantation ein Spenderherz. "Weil die Behandlung zu spät kam", glaubt Emani. Unumstritten ist die Methode allerdings nicht.

Am Mitochondrienaustausch arbeiten Forscher schon seit den 1990ern, weil Mitochondrien auch bei einigen Erbkrankheiten die Schwachstellen sind. "Wir wissen zum Beispiel, dass bestimmte Stammzellen andere Zellen mit frischen Mitochondrien versorgen, wenn diese Energieprobleme haben", sagt Andreas Reichert, Direktor des Instituts für Biochemie I am Uniklinikum Düsseldorf.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)