Chemtrails-Gläubige bedrohen Geoengineering-Forscher

Ein Harvard-Forscher will eine geringe Menge Partikel in großer Höhe versprühen, um die Folgen für das Klima zu erkunden. Dafür erntet er Hass und Drohungen.

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Chemtrails-Verschwörungstheoretiker bedrohen Geoenginering-Forscher

(Bild: "chemtrails for the tinfoil hats" / Greg Goebel / cc-by-sa-2.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Der Klimawissenschaftler David Keith von der Harvard University will im kommenden Jahr mit konkreten Geoengineering-Experimenten im kleinen Maßstab beginnen. Deswegen wird er immer wieder zur Zielscheibe von Hass aus dem Internet. Ungefähr alle ein bis zwei Wochen bekomme er Post von Anhängern der „Chemtrails“-Verschwörungstheorie, laut der dunkle Mächte Chemikalien zur Beeinflussung von Wetter und Menschen am Himmel versprühen. Zweimal habe er deshalb schon die Polizei hinzuziehen müssen, sagt Keith, wie Technology Review online in „Verschwörungstheorien über Chemtrails bereiten uns Schwierigkeiten“ berichtet.

"Wir mussten Zeit und auch Geld aufwenden, um mit Sicherheitspersonal an der Harvard University zu sprechen und über physische Sicherheitsmaßnahmen für uns nachzudenken“, sagte Keith im Interview mit der US-Ausgabe von Technology Review weiter. Manche Forscher würden sich scheuen, an Geoengineering zu arbeiten, weil sie Angst um ihre physische Sicherheit haben. Auf der anderen Seite seien alle seine direkten Begegnungen mit Chemtrails-Gläubigen bislang ohne Zwischenfälle verlaufen.

Die Grundidee hinter dem von Keith verfolgten solaren Geoengineering ist: Wenn man bestimmte Partikel in der Stratosphäre versprüht, könnten sie genügend Wärme ins Weltall zurückstrahlen, um die Erderwärmung teilweise auszugleichen. Seine konkreten Pläne sind relativ bescheiden. Ein Ballon soll in 20 Kilometern Höhe über der Erde weniger als ein Kilogramm Partikel versprühen, wahrscheinlich unter anderem Schwefel und Kalziumkarbonat. Die ersten Flüge zur Evaluierung der Systeme werden wahrscheinlich im Frühjahr 2019 beginnen, sagte Keith; die eigentlichen Experimente sollen im Herbst folgen.

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)