Trump beschuldigt Google der politischen Parteilichkeit

US-Präsident Donald Trump schießt sich auf Google ein und wirft dem Unternehmen politische Parteilichkeit vor. Ein Video soll das beweisen.

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Donald J. Trump

(Bild: White House)

Lesezeit: 5 Min.

Bereits am Dienstag hatte US-Präsident Donald Trump Google, Facebook und Twitter vorgeworfen, konservative politische Stimmen zu unterdrücken. Google hatte er mit Konsequenzen gedroht. Der US-Konzern hat daraufhin die Anschuldigungen, die Ergebnisse seiner Suchmaschine aus politischen Gründen zu manipulieren, dementiert. "Die Suche wird nicht dazu genutzt, um eine politische Richtung vorzugeben und wir beeinflussen unsere Ergebnisse nicht nach einer politischen Ideologie", sagte ein Google-Sprecher.

Am Mittwochabend legte Trump dann nach. Ein auf Twitter gepostetes Video sollte nun beweisen, dass Google die Reden zur Lage der Nation von Trumps Vorgänger Barack Obama intensiver auf deren Startseite beworben hätte. Google erklärte daraufhin, dass Trump 2017 keine State of the Union (SOTU) gehalten habe und seine Rede zur Lage der Nation 2018 sehr wohl per Livestream verbreitet und beworben worden sei.

Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Suchmaschinenbetreiber Google war vermutlich ein Bericht über "Google-Zensur" des Trump-freundlichen US-Senders Fox, der am Montagabend ausgestrahlt worden war. In der Sendung wurde Google vorgeworfen, dass 96 Prozent der Ergebnisse bei der Suche nach Nachrichten über Trump eher negativ ausfielen. Der Sender bezog sich dabei als Quelle auf die konservative Webseite PJ Media. Der Fox-Moderator Lou Dobbs sagte, dass Google damit sozusagen Konservative von ihren Suchergebnissen verbanne. Nach Angaben der Washington Post soll sich der Autor des Berichtes von den Ergebnissen mittlerweile distanziert haben. Er bezeichnete sie als unwissenschaftlich und die Datenbasis als ungenügend.

Am Dienstagmorgen griff US-Präsident Trump den Fox-Bericht aber in zwei Tweets auf: Zur Suche nach "Trump News" über Google würden nur schlechte Nachrichten und Berichte der "Fake News Media" – so bezeichnet Trump die ihm kritisch eingestellte Presse – angezeigt. "96 Prozent der Ergebnisse für 'Trump News' sind von überregionalen linksorientierten Medien, sehr gefährlich", schrieb er auf Twitter weiter. Außerdem stellte er die Frage in den Raum, ob das nicht "illegal" sei, denn "republikanisch/konservative und faire Medien" seien von den Ergebnissen ausgeschlossen. "Google und andere unterdrücken Stimmen von Konservativen und verstecken Informationen und Nachrichten, die gut sind", schrieb Trump. "Sie kontrollieren, was wir sehen können und was nicht. Das ist eine sehr ernste Situation – wird in Angriff genommen werden!" Wie genau eine mögliche Regulierung aussehen könnte, ließ Trump zunächst offen, sagte dann auf Nachfrage eines Reporters: "Wir werden sehen. Wir wollen keine Regulierung, wir wollen Fairness."

Ein Google-Sprecher wies die Anschuldigungen Trumps Tweets gänzlich zurück. Ziel der Google-Suchmaschine sei es, den Nutzern "die relevantesten Antworten" anzuzeigen. Politisch motivierte Einflüsse gebe es nicht. Die Suchalgorithmen von Google würden ständig verbessert werden. Pro Jahr gebe es Hunderte Verbesserungen.

Anscheinend ließ Googles Antwort den US-Präsidenten nicht zur Ruhe kommen, denn er postete unter dem Hashtag #StopTheBias (Stoppt die Einseitigkeit) am Mittwochabend ein Video unbekannter Herkunft. Das Video soll augenscheinlich ein Beweis dafür sein, dass Google die Reden zur Lage der Nation Barack Obamas direkt auf der Startseite der Suchmaschine beworben habe, Trumps Reden jedoch nicht und damit Konservative benachteilige. Das Video geht dabei auf zwei Termine ein, den 28. Februar 2017 und den 30. Januar 2018. An dem einen Tag hatte Trump seine Antrittsrede vor dem US-Kongress gehalten, am anderen sich an die Nation gewendet. In beiden Fällen soll jedoch keine Einblendung bei Google erfolgt sein, wie es vergleichbar bei Obama gewesen sein soll.

Nach Angaben des US-Technikmagazins The Verge habe Google dem Sachverhalt im Video widersprochen. Trumps Rede von 2017 sei keine SOTU, sondern nur eine Rede vor dem Kongress gewesen. Auch Obamas Antrittsrede 2009 sei nicht auf Googles Startseite beworben worden. Erst im Januar 2018 habe Trump seine erste SOTU gehalten. Ein Screenshot der Google-Startseite von diesem Tag zeigt im Video allerdings keinen entsprechenden Hinweis auf diese Rede. Google hat dem ebenfalls widersprochen. Ein entsprechender Hinweis auf Trumps Rede sei danach eingeblendet worden. Unklar ist, ob der Ersteller des Videos die Einblendung bewusst entfernt hat oder ob es sich um einen Übernahmefehler aus dem Web-Archiv archive.org gehandelt hat. Archive.org listet für den 31. Januar 2018 jedenfalls einen Eintrag, auf dem die Google-Startseite mit entsprechendem Hinweis auf Trumps erste SOTU zu sehen ist. (olb)