Bitcoin soll grüner werden

Bitcoins schürfen kostet Unmengen an Strom. Das Start-up Soluna hat ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das die Blockchain mit sauberer Energiegewinnung kombiniert.

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Bitcoin soll grüner werden

(Bild: "Wind Energy" / moonjazz / PD)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mike Orcutt
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Bitcoin und Co. sind keineswegs sauber – im Gegenteil: Die Kryptowährungen entwickeln sich aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs zur Umweltgefahr. Es gibt Schätzungen, laut denen der populärste digitale Coin über sein Gesamtnetzwerk verteilt soviel Strom verbraucht wie die gesamte irische Republik – mit entsprechendem CO2-Fingerabdruck.

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Doch das müsste nicht so sein. Ein Start-up aus dem Bereich der erneuerbaren Energieformen hat nun ambitionierte Pläne vorgestellt, Bitcoin endlich grüner zu machen. Die Firma namens Soluna hat dazu eine 15.000 Hektar große Fläche für Windturbinen in Marokko erworben, die ein Potenzial hat, bis zu 900 Megawatt zu liefern – einer aktuellen Schätzung nach zieht das Bitcoin-Netzwerk derzeit mindestens 2,55 Gigawatt.

Die Entwicklung des Windparks begann bereits vor neun Jahren, doch die früheren Besitzer kamen nicht so recht voran. Soluna arbeitet nun mit dem deutschen Windkraftentwickler Altus AG zusammen, um bis 2020 mindestens eine Kapazität von 36 Megawatt aufzubauen und die kompletten 900 Megawatt in fünf Jahren bereitstellen zu können. Die Anlage soll dann kostengünstigen Strom für ein Hochleistungsrechenzentrum auf kleiner Fläche liefern, das dem Mining von Bitcoins und anderen Kryptowährungen dient.

Salona will das dabei verdiente Geld zum weiteren Ausbau der Windfarm nutzen, wie Unternehmenschef John Belizaire erläutert, demzufolge es auch möglich sein wird, direkt Geld durch den Stromverkauf an das marokkanische Netz zu verdienen. Er glaubt, dass das "vertikal integrierte" Mining-Modell nicht nur eine saubere Möglichkeit darstellt, Bitcoin- und andere Blockchainnetzwerke zu betreiben, sondern auch neue Wege zu finden, grünen Strom zu finanzieren.

Das Mining – also der algorithmische Prozess, mit dessen Hilfe die Teilnehmer des Netzwerks übereinkommen, dass neue Bitcoin-Transaktionen valide sind – macht das Netzwerk so energieintensiv. Miner konkurrieren untereinander darum, Sets neuer Transaktionen, sogenannte Blöcke, in die Bitcoin-Datenbank schreiben zu können. Dazu müssen komplexe Berechnungen durchgeführt werden, die häufig wiederholt werden, um eine eindeutige Zahl zu finden, die den neuen Block kryptographisch mit dem vorhergehenden verbindet. Der Prozess speichert die Daten auf eine Art, die es extrem schwierig – und teuer – macht, mit diesen Schindluder zu treiben. Sollen Daten in einem Block verändert werden, müsste auch der vorhergehende manipuliert werden.

Strom ist der größte variable Kostenfaktor eines Miners, der so lange von seiner Arbeit profitiert, wie der Wert der beim Mining geschaffenen Bitcoins, die als Lohn der Blockchain-Mühen gezahlt werden, nicht geringer ausfällt. Das ist einer der Gründe dafür, warum so viele Miner in China sitzen, wo es in manchen Regionen möglich ist, extrem günstigen Kohlestrom zu kaufen, der bei nur 0,03 US-Dollar pro Kilowattstunde liegt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Preis für Endkunden in den USA stand im Mai diesen Jahres bei 0,13 US-Dollar pro Kilowattstunde.

Soluna geht davon aus, dass die Windfarm in Marokko in der Lage sein wird, Strom so billig herzustellen wie die billigste chinesische Kohlekraft. Chef Belizaire glaubt, dass sein Unternehmen das erste ist, das versucht, seine eigene Energiequelle für das Kryptomining zu entwickeln und und zu verwenden. "Unter der Prämisse, dass es möglich ist, die Energiequelle zu den niedrigsten Kosten zu entwickeln, wird sich auch an deren Preis später nichts mehr ändern, weil niemand kommen kann, um ihn einfach anzupassen." Die Firma geht davon aus, dass sie stets profitabel minen kann, egal wie sich der Markt der Kryptowährungen in Zukunft auch verhalten wird. Das Geschäftsmodell sei auch auf andere Weltregionen übertragbar, wo Soluna ähnlich reiche grüne Energiequellen erschließen will.

Damit versucht das Start-up, auf lange Sicht im Blockchain-Geschäft zu bleiben. Es wettet darauf, dass die Technik noch ganz am Anfang steht und mit ihm auch "ein neues Internet" entstehe, das auf dezentraler Rechentechnik aufbaut, wie Belizaire sagt. Doch auch Konsensmechanismen, die energieeffizienter sind, werden nicht verhindern, dass Bitcoin und Co. auch künftig noch sehr viel Strom verbrauchen. "Doch der muss aus erneuerbaren Quellen kommen", sagt der Soluna-Chef.

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