Der Wolkenversteher

Klimamodelle haben im Detail immer noch gravierende Lücken. Diese will der Klimaforscher Tapio Schneider nun mit künstlicher Intelligenz schließen.

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Der Wolkenversteher

Der aus Deutschland stammende Tapio Schneider hat ein Forschungskonsortium um sich versammelt, um  besser zu verstehen, was auf dem Globus vor sich geht.

(Bild: Foto: Stephanie Diani/ Caltech)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Paul Voosen

Manchmal hat man den Eindruck, als wollten die Wolken über der Klimawissenschaft nie verschwinden. Anzahl, Komplexität und Rechenleistung von Computermodellen haben sich vervielfacht. Trotzdem können sie viele brennende Fragen der Öffentlichkeit noch immer nicht präzise beantworten: Wie hoch müssen Dämme sein, damit sie bis zum Jahr 2100 halten? Wie schlimm werden die Hitzewellen in den nächsten Jahrzehnten? Wie sehen 2030 die Schiffsrouten durch die Arktis aus?

Alle Klimamodelle sind sich darüber einig, dass die globalen Temperaturen weiter ansteigen werden. Aber wie rasch und in welchem Ausmaß, darüber herrscht hartnäckige Unsicherheit. Tapio Schneider, in Deutschland geborener Klimaforscher am California Institute of Technology in Pasadena, traut seinem Fach mehr zu. In diesem Sommer hat ein von ihm geführtes Konsortium die Entwicklung eines ehrgeizigen neuen Klimamodells gestartet. Finanziert wird es unter anderem von prominenten Tech-Philanthropen wie dem früheren Google-CEO Eric Schmidt und dem Microsoft-Mitgründer Paul Allen sowie der National Science Foundation (NSF).

Das Modell nutzt Durchbrüche bei der künstlichen Intelligenz, um kleinräumige Phänomene wie Meereis und Wolkenbildung besser zu modellieren, die viel zur Unsicherheit bisheriger Klimaprognosen beitragen. Wenn sich etwa die Bildung von Stratocumulus-Wolken vor den Küsten um wenige Prozentpunkte ändert, macht das in diesem Jahrhundert global einige Grad mehr oder weniger aus. Und die derzeitigen Modelle können nicht einmal sagen, in welche Richtung diese Abweichung gehen würde.

Innerhalb von fünf Jahren soll das neue Modell nun aus konkreten Beobachtungen und Wolkensimulationen eigenständig lernen können, wie sich die Wolken verhalten. Dies ist ein ambitioniertes Ziel, wie Schneider einräumt: „Wir machen uns keine Illusionen. Das wird kein Spaziergang.“

(grh)