#HateSearch: Neue Kritik an Autovervollständigung bei Google

Eine Hamburger Nichtregierungsorganisation unterstellt Google anhand einer Studie schwere strukturelle Fehler bei der Funktion "Autovervollständigung".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 104 Kommentare lesen
#HateSearch: Neue Kritik an Autovervollständigung bei Google
Lesezeit: 2 Min.

Automatische Ergänzungsvorschläge für die Google-Suche sorgen weiter für Unmut. Laut einer Studie, die die zivilgesellschaftliche Organisation Goliathwatch veröffentlicht hat, weist die entsprechende "Autocomplete"-Funktion gravierende strukturelle Fehler auf. So schlage das System als naheliegenden Suchbegriff für "Völkermord ist" die Variante "Migration ist Völkermord" vor. Weitere diskriminierende Beispiele seien "Behinderte dürfen... nicht wählen/nicht heiraten/keine Kinder bekommen", "Klimawandel... ist ein Erfindung der Chinesen", "Soldaten... sind Mörder" oder "Merkel ist.... Deutschlands Untergang".

Anhand zahlreicher ähnlicher Fälle kommen die Beobachter auf gut 20 Seiten zu dem Schluss, dass in den Algorithmus von Google anhand von Gruppen- oder Personennamen und bestimmten Verben eine automatische Möglichkeit integriert sei, Menschen zu diskriminieren. Goliathwatch spricht von "#HateSearch" und hat den US-Konzern mit einer gleichlautenden Kampagne aufgefordert, angesichts seiner Marktmacht diese "Autodiskriminierung" zu stoppen. Der Appell lautet, die Funktion "Autovervollständigung" entweder abzuschalten wie bei Metager.de oder Vorschläge nur noch mit dem Plazet eines Redaktionsteams aufzunehmen. Die Aktivisten fordern: Die Grundeinstellungen bei Google sollten den Datenschutz von Endverbrauchern, nicht den Profit von Werbekunden maximieren.

Die EU und den Bundestag bittet Goliathwatch, "enge demokratische Grenzen von Datenstrukturen zu schaffen". Google speichere zu viele personenbezogene Informationen. Ferner sollte "ein demokratischer Aufsichtsrat für digitale Technik und Algorithmen eingerichtet werden". Der übergeordnete Konzern Alphabet müsse entflochten werden. Es könne nicht sein, dass die weltweit führende Suchmaschine Vorurteilen, Hass und Hetze Vorschub leiste. "Autocomplete" bereitet Google seit Längerem Ärger, wie Klagen etwa von Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff, Unternehmern oder französischen Menschenrechtsorganisationen belegen. Der Betreiber zieht sich gern auf die Position zurück, dass die Vervollständigung ohne menschliches Zutun erfolge. Eine Sprecherin versicherte Netzpolitik.org, man gebe sich Mühe, unangemessene Vorschläge zu vermeiden. Leider gelinge dies nicht immer. (mho)