Prognose: Wo Maschinen in Deutschland Menschen am einfachsten ersetzen

Viele Arbeiter sorgen sich, dass Roboter ihre Tätigkeiten übernehmen. Wissenschaftler haben erforscht, in welchen Bundesländern dies am wahrscheinlichsten ist.

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Prognose: Wo Maschinen in Deutschland Menschen am einfachsten ersetzen

(Bild: dpa, Peter Steffen)

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Die Digitalisierung der Arbeitswelt wirkt sich in einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich aus. Das ist einer jetzt veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu entnehmen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in einem Beruf arbeiten, in dem mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten bereits heute von Computern oder Robotern erledigt werden könnten, unterscheidet sich demnach deutlich: Er liegt zwischen 15 Prozent in Berlin und 30 Prozent im Saarland.

Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial

(Bild: IAB, Bundesagentur für Arbeit)

Die Verfasserinnen der Untersuchung, Katharina Dengler, Britta Matthes und Gabriele Wydra-Somaggio, erklären ihr Ergebnis vor allem mit den verschiedenen Wirtschaftsstrukturen in den Bundesländern. Je bedeutender etwa das verarbeitende Gewerbe eine Region präge, desto höher sei tendenziell der Anteil der Anteil der Jobs, die von computergesteuerten Maschinen übernommen werden könnten.

Durchschnittlich beträgt die Quote von Arbeitsplätzen mit hohen, bei über 70 Prozent liegenden Möglichkeiten zur "Substituierung" im Bund bei 25 Prozent, hatte das IAB bereits zuvor prognostiziert. Deutlich darüber liege neben dem Saarland auch Thüringen mit 29 Prozent, geht aus der neuen Studie hervor. In den "Dienstleistungsmetropolen" Berlin und Hamburg mit einem geringeren Anteil an Beschäftigten im produzierenden Gewerbe sei dieses Substituierbarkeitspotenzial dagegen vergleichsweise niedrig. Dort seien mehr Menschen etwa im Gastgewerbe oder in kreativen Berufen tätig.

Neben der Branchenstruktur tragen den Forscherinnen zufolge "Abweichungen in der beruflichen Zusammensetzung der Beschäftigten" innerhalb eines Arbeitsgebiets zu den Unterschieden bei. So seien im Saarland 64 Prozent der Arbeiter im verarbeitenden Gewerbe in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial tätig, in Bayern 51 Prozent, in Hamburg 41 Prozent. Das liege vor allem daran, dass die Industrie im Saarland maßgeblich von der Fertigung geprägt sei, während in anderen Bundesländern Forschung und Entwicklung sowie die Produktionsplanung eine größere Rolle spielten.

Im Vergleich zu einer 2016 publizierten Vorgängerstudie verzeichnen die Autorinnen durch die Bank einen "Anstieg der Betroffenheit von hohen Substituierbarkeitspotenzialen". Zwischen den Bundesländern hätten sich aber nicht große Verschiebungen ergeben.

Die Autorinnen betonen, dass die errechneten Quoten "lediglich die technischen Möglichkeiten" beschrieben. Ob und in welchem Umfang diese Potenziale realisiert würden, hänge von zahlreichen Faktoren ab: Wenn menschliche Arbeit beispielsweise günstiger oder flexibler sei oder qualitativ bessere Ergebnisse bringe, dann werde sie eher nicht ersetzt, auch wenn es rein technisch gesehen möglich wäre. Zudem müssten vor einem weitergehenden Einsatz von Maschinen auch noch ethische oder rechtliche Probleme gelöst werden. So sei unklar, für welche Zwecke wem die Daten zur Verfügung gestellt werden dürfen, "die ein Lernroboter im Kinderzimmer erfasst". (anw)