USA beschuldigen russische Hacker des Angriffs auf Anti-Doping-Kämpfer

Die USA beschuldigen russische Agenten verschiedener Hackerangriffe auf Anti-Doping-Agenturen. Auch dahinter soll der Militärgeheimdienst GRU stecken.

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USA beschuldigen russische Hacker des Angriffs auf Anti-Doping-Kämpfer

(Bild: Shutterstock)

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Die US-Regierung hat Anklage gegen sieben mutmaßliche Agenten des russischen Militärgeheimdiensts GRU erhoben, denen unter anderem Cyberangriffe auf mehrere Anti-Doping-Behörden vorgeworfen werden. Mit dem Schritt folgen die US-Behörden ihren britischen und niederländischen Kollegen, die ebenfalls am Donnerstag Aktivitäten des russischen Geheimdiensts Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (Главное разведывательное управление) angeprangert hatten. Vier der sieben nun gesuchten Agenten waren zuvor schon von den Niederlanden namentlich genannt worden.

Wie das US-Justizministerium nun bekanntgegeben hat, wird den Angeklagten eine Verschwörung vorgeworfen, mit der die strategischen Interessen Russlands vorangetrieben werden sollten. Zu den Zielen habe es gehört, Dokumente zu stehlen, die im Rahmen einer Desinformationskampagne veröffentlicht werden sollten. Dabei sei es darum gegangen, die Arbeit von Anti-Doping-Organisationen in den USA und Kanada zu de­le­gi­ti­mie­ren, nachdem das staatlich organisierte Doping-Programm in Russland aufgedeckt worden war. Außerdem sei es darum gegangen, den Ruf von Athleten in fast 30 Ländern zu beschädigen.

Die Angeklagten hätten versucht, mit Spear-Phishing-Attacken an Zugangsdaten zu Computernetzwerken zu gelangen, um dort Informationen abzugreifen. Dabei sei es vor allem um Daten zu Ausnahmegenehmigungen gegangen, mit denen Sportler bestimmte Mittel einnehmen dürfen, obwohl diese eigentlich als Doping untersagt sind. Unter falschen Angaben seien solche Daten dann von "Fancy Bear" veröffentlicht und Reporter in aller Welt kontaktiert worden, um sie möglichst weit zu verbreiten. Den Angeklagten wird nicht nur das vorgeworfen, sondern verschiedene rechtswidrige Aktivitäten wie Geldwäsche, die damit im Zusammenhang stehen.

Eingebrochen sind die Angeklagten demnach in Systeme der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, der United States Anti-Doping Agency USADA, der kanadischen Antidopingagentur CCES, dem Weltleichtathletikverband IAAF und dem Fußballweltverband FIFA. Wenn Cyberangriffe aus der Ferne keinen Erfolg hatten, seien einige der Angeklagten auch weit gereist, um vor Ort an Zugangsdaten zu kommen, vor allem durch WLAN-Spoofing. Daneben hätten die Angeklagten auch den US-Konzern Westinghouse ins Visier genommen, weil der mit der ukrainischen Atomindustrie kooperiert.

Aus der nun veröffentlichten US-Anklageschrift in Verbindung mit den Informationen aus den Niederlanden geht die Bandbreite der Cyberangriffe hervor, die den mutmaßlichen russischen Agenten angelastet wird. Es handle sich hierbei auch nicht um eine klassische Spion-gegen-Spion-Geschichte, hieß es in Washington. Opfer und Zielpersonen waren Privatpersonen und Organisationen, die sich hehren Zielen widmen. Zwar gehe man davon aus, dass sich die Angeklagten derzeit in Russland befinden, aber die Justiz habe einen langen Arm und ein langes Gedächtnis.

Angeblich russsicher Cyberangriff in den Niederlanden vereitelt (35 Bilder)

Durch die Veröffentlichung der Informationen dürften die Behörden dem GRU auch die künftige Arbeit erheblich erschweren. So haben beispielsweise die Pässe der Verdächtigen teilweise aufeinanderfolgende Nummern, über die man andere Agenten identifizieren können dürfte. (mho)