US-Wahl: Twitter veröffentlicht Millionen russische Troll-Tweets

Twitter war neben Facebook einer der Tummelplätze für russische Akteure, die die Netzgemeinde und darüber die Öffentlichkeit beeinflussen wollten.

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(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

Lesezeit: 3 Min.

Nach Facebook hat nun auch Twitter Hunderte Gigabyte an Daten zu den Aktivitäten russischer Internettrolle im Staatsdienst veröffentlicht. Deren Vorgehen war im Zuge der Aufarbeitung verschiedener Vorgänge rund um die US-Präsidentschaftswahl 2016 in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, viele Informationen dazu waren bereits bekannt. Mit dem immensen Datensatz können Forscher zusätzliche Analysen zu dem Vorgehen und den mutmaßlichen Zielen der sogenannten Internet Research Agency vornehmen. Darüber hinaus hat Twitter auch jede Menge Daten zu einer mutmaßlich aus dem Iran gesteuerten Kampagne veröffentlicht.

In dem Datensatz sind laut Twitter alle Kurznachrichten von 3841 Accounts enthalten, hinter denen staatliche russische Akteure der Internet Research Agency stecken. Weitere Daten gehören zu 770 Accounts, die einer Propaganda-Kampagne aus dem Iran zugeschrieben werden, die erst vor wenigen Wochen von den Sicherheitsforschern von FireEye öffentlich gemacht worden war. Insgesamt handelt es sich demnach um Daten zu 10 Millionen Tweets sowie über 2 Millionen Bilder und Videos. Die ältesten Einträge stammen demnach aus dem Jahr 2009, als die ersten der Accounts eingerichtet worden waren. Damit mögliche Falschzuweisungen keinen negativen Konsequenzen haben, hat Twitter die Nutzernamen von Accounts mit weniger als 5000 Followern verschlüsselt. Forscher können deren Entschlüsselung beantragen.

Experten des Digital Forensic Research Lab (DFRLab) des Atlantic Council hatten vorab Zugriff auf die immense Datensammlung und haben am Mittwoch ein paar Erkenntnisse veröffentlicht. Demnach haben die aus Russland gesteuerten Accounts deutlich häufiger in russischer Sprache getwittert als in englischer. Das sei vor allem in den Jahren 2014 und 2015 der Fall gewesen, nach Beginn der Kämpfe in der Ostukraine. Wie schon bei den Beiträgen auf Facebook habe sich gleichzeitig gezeigt, dass die englischsprachigen Tweets darauf abgezielt haben, Uneinigkeit in den Vereinigten Staaten zu schüren und die Gesellschaft zu spalten. Das sollte die Gesellschaft und die Demokratie in dem Land schwächen.

Es war bereits bekannt, dass Accounts ganz gezielt und durchaus sehr erfolgreich kontroverse Themen aufgegriffen und weiter zugespitzt haben. Nun einsehbare Beispiele zeigen, dass die trollenden Accounts dabei nicht einmal davor Halt gemacht haben, gegen russische Interessen zu agitieren. Den größten Einfluss hatten die angeblich in St. Petersburg sitzenden Hintermänner dabei 2016 vor der jüngsten US-Präsidentschaftswahl. Danach wurden von Twitter viele der Accounts gesperrt. Neuere konnten die zuvor erzielte Reichweite nicht mehr einholen, hatten demnach nun aber vor allem bei der Verbreitung von Inhalten Erfolge, die sich gegen Donald Trump richteten.

Die iranischen Akteuren zugeschriebene Kampagne war demgegenüber deutlich weniger erfolgreich, auch weil die Verantwortlichen ganz anders vorgegangen seien. Das DFRLab schreibt, die Accounts hätten sich vor allem der Verbreitung von Texten gewidmet, die Standpunkte der Teheraner Führung verbreiteten. Dabei setzten die Verantwortlichen auf Mehrsprachigkeit und setzten oft Dutzende Tweets ab, die andere Twitter-Nutzer zu den jeweiligen Webseiten lotsen sollten. Im Dezember 2014 sei das wohl einmal schiefgelaufen, als ein entfesselter Bot den gleichen französischen Tweet insgesamt 23.000 Mal abfeuerte. Insgesamt habe der Ansatz weniger gut funktioniert, weil solche Verbreitung von Links auf Twitter nicht so gut funktioniert.

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(mho)