Chinesische CPU Hygon Dhyana mit AMD Zen für Superrechner

Der chinesische Hersteller Dawning alias Sugon hat den Vorläufer eines Exaflops-Supercomputers aufgebaut, in dem AMD-Technik rechnet.

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Wassergekühltes Server-Modul von Sugon alias Dawning

Wassergekühltes Server-Modul im I980-G30 von Sugon alias Dawning.

(Bild: Sugon)

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Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat gemeldet, dass nun alle drei Vorläufer-Prototypen für die ab 2021 in China geplanten Exascale-Supercomputer installiert wurden. Zuletzt lieferte die Firma Dawning Information Industry ihr System, in dem vermutlich die gemeinsam von Hygon und AMD entwickelten "Dhyana"-Prozessoren mit Zen-Technik stecken. Das sind also enge Verwandte des AMD Epyc.

Die anderen beiden Exaflops-Anwärter oder "E-Class-Systeme" arbeiten mit Prozessortechnik aus China, nämlich mit einem Nachfolger des ShenWei 26010 im Sunway TaihuLight-2 und mit dem Matrix 2000+ beziehungsweise später Matrix 3000 im Tianhe-3.

Wie auch bei konkurrierenden Exascale-Projekten in Europa und den USA gehen jeweils Systeme mit unterschiedlichen (Mikro-)Architekturen ins Rennen. Forscher untersuchen die verschiedenen Ansätze auf ihre Eignung für diverse Algorithmen und Einsatzzwecke, aber es geht dabei auch um Liefersicherheit – die USA hatten Intel etwa die Lieferung neuerer Xeon Phi an China untersagt – und um die Förderung lokaler Technologie.

Spannend ist die Entwicklung beim Hygon Dhyana, den ein Joint-Venture von AMD und THATIC seit 2016 entwickelt. Genauer gesagt geht es wohl um zwei Joint-Ventures: Eines mit AMD-Mehrheit, bei dem unter anderem die x86-Lizenz liegt, und eines mit THATIC-Mehrheit, das die eigentliche Entwicklung übernimmt. Letzteres heißt Chengdu Haiguang IC Design Corporation und tritt auch als "Hygon" auf (für Haiguang, 海光).

Die unscharfen Umschreibungen für chinesische Namen verwirren die Zusammenhänge. So tritt Dawning Information Industry unter dem Namen Sugon auf (www.sugon.com), findet sich aber in Texten auch als Zhongke Shuguang (中科曙光). Die Beziehungen zwischen Dawning und THATIC beziehungsweise Hygon sind dabei anscheinend sehr eng. Das Wort Dhyana (chinesisch wohl 禅定) hat eine Bedeutung aus dem Umfeld des Zen.

Supercomputer Sugon Arctur-2 in Nova Gorica, Slowenien.

(Bild: Sugon)

Schon im Juni hatte ein Hygon-Mitarbeiter Linux-Kernel-Patches für den Dhyana als "Family 18h"-Prozessor eingereicht; diese werden wohl in den Linux-Kernel 4.20 einziehen. Der AMD Epyc trägt die Bezeichnung 17h.

Laut LinkedIn-Profil will Hygon in Zukunft die Prozessoren stärker an die jeweiligen Anforderungen anpassen. Angeblich hat Hygon bisher nur eine Lizenz für die ersten Zen-Generation. Vermutlich dürfte für den Einsatz in Supercomputern erst ein Nachfolger des Dhyana mit Zen-2-Technik interessant sein.

Laut Xinhua wurden "E-Class"-Prototypen von Dawning in Supercomputer-Instituten in Shenzhen und Shanghai installiert.

Sugon/Dawning wurde 1990 unter Beteiligung des Institute of Computing Technology (ICT) der Chinese Academy of Sciences (CAS) gegründet und hatte um 2010 mit Nebulae (CAS) ein Top-2-System auf der Top500-Liste. Außer HPC-Knoten verkauft Sugon auch Allzweck- und Cloud-Server mit Intel Xeon und AMD Epyc und gehört zu den größten chinesischen Server-Herstellern nach Lenovo, Huawei und Inspur. Sugon baut auch HPC-Knoten mit Wasserkühlung. (ciw)